Paul Ryf: Offener Brief an den Gemeinderat

Ein ganzes Quartier leidet unter dem zunehmenden Lärm auf der J15, den vielen, oft zu schnell fahrenden Lastwagen, welche über die Schaffhauserstrasse und die Kesslerlochstrasse ins Areal Zimänti Süd fahren und am Rangierlärm. Die nächtlichen Arbeiten am Bahnhof waren drei Jahren lang ein Ärgernis für die Anwohner der Bahnhof- und Kesslerlochstrasse. Seit Ende Mai kommt nun noch nächtlicher Rangierlärm aus dem Areal der Swissimmorec/Railkontor dazu. Die Wohnqualität im Gebiet Bahnhof und Speck ist massiv beeinträchtigt. Mehrere Male ist es im Quartier auch zu Beinaheunfällen durch Lastwagen gekommen.

Unternommen hat man erst etwas, als man merkte, dass die vor dem Zimäntiareal übernachtenden Chauffeure dort in den Büschen ihre Notdurft verrichten. Jetzt gibt es Parkverbote und verkehrsberuhigende Parkfelder an der hinteren Kesslerlochstrasse. Uns alle aber stört der Lärm viel mehr als die «Häufchen» neben der Strasse.

Aus den Wohnblöcken an der Kesslerlochstrasse zieht eine Familie nach eigenen Angaben einzig wegen des Lärms aus, und neue Mieter verzichten deswegen auf einen Einzug. Eine vor kurzem durchgeführte Umfrage hat ergeben, dass über 100 Quartierbewohner den Dauerlärm als unzumutbare Belastung empfinden. Wäre es nicht die Pflicht einer Gemeinde, ihre Einwohner vor Lärm und Gefahren zu schützen und der Wohn- und Lebensqualität grösstmögliche Sorge zu tragen? Dieses Anliegen gilt selbstverständlich auch für andere Quartiere in unserer Gemeinde, die ebenfalls unverhältnismässig stark unter Lärm und Verkehr leiden.

Als nächstes soll beim Bahnhof eine Begegnungszone eingerichtet werden. Wie passt das zum donnernden Schwerverkehr auf der Bahnhofstrasse? Hat man sich das wirklich gut überlegt? Wie steht es mit der Sicherheit der Kesslerlochbesucher auf dieser Strasse? Was gedenkt man hier zu tun?

Es bestehen übrigens neue Wohnbauprojekte im Speck-Quartier. Angesichts der aktuellen Lärmbelastung werden sich mögliche Investoren ihre Bauprojekte aber noch einmal überlegen müssen.

Betrachtet man das Leitbild von 2009, das sich die Gemeinde hat machen lassen, dann steht die gegenwärtige Entwicklung absolut quer in der Landschaft. Vielleicht sieht der Gemeinderat nun ein, dass eine Verschrottungsanlage im Areal Zimänti Süd und der damit verbundene Mehrverkehr so ziemlich das Schlimmste sind, was man den betroffenen Anwohnern antun kann.

Wir erwarten ein mutiges Einstehen von Gemeinderat, Einwohnerrat und Verkehrskommission zugunsten der Wohnqualität in unserem Dorf.

Paul Ryf, Präsident Verein Wohnqualität Thayngen

Dieser offene Brief erschien im “Thaynger Anzeiger” vom 29. August 2017