Chronologie “15 Jahre Kampf um Wohnqualität”

Vor 20 Jahren – also 2003 – schloss das Zementwerk seine Türen. Die Gemeinde verzichtete darauf, dass Zimänti-Areal zu kaufen, aus nicht ersichtlichen Gründen wehrt man sich 2006 gegen eine Umzonug des Areals. Eine falsche Weichenstellung, unter der heute alle leiden. Vor 15 Jahren begann 2008 unser Kampf gegen eine Schrottanlage beim Kesslerloch, unser Kampf gegen die sinnlose Verkehrs- und Lärmbelastung, der Kampf für Sicherheit im Strassenverkehr, für die Erhaltung und Aufwertung des Kesslerlochs. Der Kampf für eine hohe Wohn- und Erholungsqualität, die Basis zur Ansiedlung von Unternehmen, die Arbeitsplätze schaffen und Steuern abliefern. 15 Jahren haben wir das Recht, moralisch und weitestgehend auch juristisch, klar auf unserer Seite, doch sind Recht haben und Recht bekommen nicht immer das Gleiche. Nachfolgend eine von Aldo Künzli zusammengestellte Chronologie. Sie umfasst mittlerweile acht Seiten! 15 Jahre Kampf für Wohnqualität _ Chronologie Nachfolgend beschränken wir uns auf eine kurze Zusammenfassung der Jahre 2022/2023 2022 22.Febr.: Antwort des Regierungsrates auf unseren Rekurs: Wir erhalten die Staatsgebühr zurück, aber keine Prozessentschädigung. 24.Febr.: Der Gemeinderat verfügt die Betriebseinstellung zum 1. Jan. 2023, und setzt alles in Bewegung, dass es nicht so weit kommt. 28.Juni : Brief IKL an Rail-Kontor AG ( den Eingabetermin für die Betriebsbewilligung nicht zu verpassen) !!! 30.Juni: Die KofU antwortet auf unsere Einsprache und hält das Projekt mit Auflagen für umweltverträglich (Die Auflagen hat die Gemeinde zu kontrollieren). 22.Juli: Der RR setzt nach dem Entscheid des OG unser Rekursbegehren fort. 25.Juli: Das IKL begrüsst die Verlängerung der Betriebsbewilligung! 2.Aug.: Eingabe der Rail-Kontor AG um Verlängerung der Betriebsbewilligung. 10.Aug: Die Rail-Kontor AG reicht schriftliches Gesuch um Erteilung einer Abfallrechtlichen Bewilligung ein. 29.Aug.: Wir verlangen Ablehnung des Gesuches um Verlängerung für die Betriebsbewilligung. 31.Aug.: RR verlangt vom IKL genauere Abklärungen zu Grundwasser und Lagermengen bis 30.Sept. 2022. 6.Sept.: Stellungnahme der Gemeinde zum QP. Entscheid ist bis 31.Dez. 2022 zu erwarten. Ansonsten greift das Wiederherstellungsverfahren. 12.Sept.: Gemeinde verlangt beim IKL Fristverlängerung bis 7. Okt. für ihre Stellungnahme zu den bauseitigen Abklärungen. Der Gemeinde ist anscheinend nicht klar, dass es eine Baubewilligung braucht! 22.Sept.: Replik von uns an die Gemeinde. Der QP muss auch den Schutz der Anwohner berücksichtigen. Tel. Christoph Meister: Er möchte gerne mit uns wegen einem Kompromiss in der ganzen Angelegenheit zusammensitzen. 26.Sept.: Vorstandssitzung VWT bei Ruedi. Unsere Kompromissbereitschaft wird beschlossen. 10.Okt.: Die Rail-Kontor AG lehnt Einigungsverhandlungen ab. 22.Dez.: Das IKL erteilt der Rail-Kontor AG eine neue Betriebsbewilligung bis Ende 2027 ohne Beschränkung der Lagermengen und ohne dafür nötigen UVB! 27.Dez.: Wir kündigen Rekurs beim RR gegen die Erteilung der Betriebsbewilligung durch das IKL an. Kein Entscheid des GR zum QP. Das Wiederherstellungsverfahren müsste jetzt durchgesetzt werden, aber der GR lässt alles laufen, weil noch kein gültiger QP vorhanden sei. 2023 22. Jan.: RR-Beschluss gegen unseren Rekurs vom 28. Dez. 2017!!! Unser Rekurs wird abgewiesen und die Abfallrechtliche Bewilligung von 2017 als rechtmässig erachtet. (Dürfte also auch für die Bewilligung ab 2023 gelten)! Dieser Entscheid ist skandalös! Wir kämpfen weiter. 9. Febr.: Besprechung mit unserem Anwalt: – Der alte Rekurs wird angefochten. – Die neu erteilte Bewilligung des IKL wird angefochten. – Weiterzug ans OG wird vorbereitet. – Gang an die Öffentlichkeit (Radio Munot, Shf, SN, ThA) – Rekurs beim RR mit Sprungbeschwerde ans Obergericht. März: Der Gemeinderat legt den QP nicht öffentlich auf. In einem 18-seitigen Protokoll werden die alten Ansichten mit kleinen Korrekturen aufgeführt. Das IKL ist nach wie vor nicht bereit, genauer hinzuschauen (Grundwasser). Der VWT rekurriert beim RR. April: Anfrage beim GR, ob das Baugesuch der Rail-Kontor AG eingetroffen sei. Wir erhalten wegen «laufendem Verfahren» keine rechte Auskunft. Müssen den GR darauf aufmerksam machen, dass wir Teil des laufenden Verfahrens sind und somit Auskunft erhalten müssen. Mai: Erneute Rekursbegründung an den RR, weil dieser die neue Betriebsbewilligung des IKL einfach durchwinken will, obwohl immer noch keine Baubewilligung für den Betrieb besteht und der Gemeinderat nicht gewillt ist, unsere Einwendungen gegen den Quartierplan ordnungsgemäss zu behandeln. 15. Mai: Die Gemeinde hat nun mit einer Wiederherstellungsverfügung eine Baubewilligung von der Rail-Kontor AG verlangt. Frist: 15. Juni 2023. 15 Jahre Kampf für Wohnqualität _ Chronologie

Offene Frage: Zufahrt zum Kesslerloch

Noch bis zum 9. November 2022 können der Gemeinde Thayngen via die Webseite thayngen.ch Rückmeldungen in Bezug auf die von ihr aufgelegte “Siedlungsstrategie” (SES) gemacht werden. Diese hat insofern auch mit dem Kesslerlich beziehungsweise dem Areal Zimänti Süd zu tun, als die Schrebergärten Pflanzweg als zukünftige Bauzone vorgesehen sind, indem – so das SES-Papier – die “Transformation von heutigem Schrebergartenareal und Sportnutzung zu Wohn- und Mischnutzungen mit hoher Dichte” ins Auge gefasst wird. Dem stimmt der Verein Wohnqualität Thayngen natürlich gerne zu – umso wichtiger ist aber in Zusammenhang die Suche nach der optimalen Lösung der Zufahrt zur Schrott- und Recyclinganlage beim Kesslerloch. Je mehr Wohnraum im Speck erschlossen wird, desto virulenter stellt sich die Frage der Verkehrssicherheit (und auch des Verkehrlärms). So gesehen ist der VWT sehr froh, dass die Motion von Einwohnerrat Marco Passafaro noch nicht abgeschrieben ist. Klar ist, dass die Optimierung der Zufahrt die Gemeinde etwas kosten wird, wie das Seniorenzentrum (auch ohne die massive Kostenüberschreitung) etwas gekostet hat, wie das Schwimmbad etwas kosten und auch der Schutz vor Überschwemmungen durch die Biber etwas kosten wird. Wohnqualität gibt es nicht zum Nulltarif. Selbstverständlich gilt es aber, mit den Steuergeldern sorgsam umzugehen. Zur Übersicht hier einige der Medienartikel im Zusammenhang mit der verkehrsmässigen Erschliessung des Kesslerlochareals. Dieser Artikel wird gut sichtbar auf der Homepage bleiben – als Service für die Politiker, die Bevölkerung und die Vereinsmitglieder – und laufend ergänzt, bis dieses Problem befriedigend gelöst ist. Zeitungsartikel 2022: Einwohnerratssitzung vom 23. Juni 2022 (SN) Einwohnerratssitzung vom 17. März 2022 (SN) Vorschau auf Einwohnerratssitzung vom 17. März (SN) Zeitungsartikel 2021: Einwohnerratssitzung vom 24. Juni 2021 (SN) Marco Passafaro reicht Motion zur Verkehrserschliessung Kesslerloch ein (SN)

Unser Verein 2022: Dank an Vito Rinaldi (GV)

Am 1. November hielt der Verein Wohnqualität Thayngen im Thaynger Ratskeller mit 30 Teilnehmenden seine 14. Jahresversammlung ab. Im Zentrum stand dabei, wie immer, der Jahresbericht des Präsidenten, der dazu dient, alle Mitglieder auf den gleichen Wissensstand zu bringen – da ja nicht immer alle Interventionen öffentlich gemacht werden dürfen. Den vollständigen Jahresbericht lesen Sie unter der Rubrik “Wir meinen”. Nur zwei Passagen seien daraus herausgegriffen. Zum einen verweigert die Swiss Immo Rec die von Hochbaureferent Christoph Meister angeregte Aussprache, zu welcher der Verein Wohnqualität Thayngen gerne seine Hand gereicht hätte. Zum anderen bestätigt zwar das IKL, dass die Swiss Immo Rec seit 2017 die bewilligte Umschlagmenge teilweise um das Vierfache überschreitet – dennoch winkt das IKL den mittlerweile offiziell rechtswidrigen inoffiziellen Betrieb weiterhin mutig (oder mutlos?) durch. Der sonst eher zurückhaltende Anwalt Arnold Marti spricht von “Beobachter-würdigen Umständen” und bittet den Regierungsrat, die Einleitung einer Strafuntersuchung gegen das IKL zu prüfen. Bauliches Zukunftspotenzial… In der Aussprache wurde auf den Bericht im aktuellen Thaynger Anzeiger (1. November) über die geplante “Siedlungsentwicklungsstrategie SES” der Gemeinde Thayngen hingewiesen, wonach die Schrebergärten Pflanzweg als Gebiet mit baulichem Zukunftspotenzial definiert werden. Die Versammlung wertete das optimistisch als Zeichen dafür, dass die Gemeinde bereit ist, bei der Verkehrserschliessung des Zimänti-Süd-Areals eine vernünftige Lösung anzupeilen. Jedenfalls ist es gut, dass der Einwohnerrat die entsprechende Motion Passafaro noch nicht abgeschrieben hat. Vereinskasse gesund Die ordentlichen Geschäfte konnten zügig abgewickelt werden. Da der Mitgliederbestand konstant bei gut 100 Personen gehalten werden kann und diese den Jahresbeitrag in der Regel grosszügig aufrunden, schliesst die Jahresrechnung 2021 mit einem Einnahmenüberschuss von 520 Franken ab, womit sich das Vereinsvermögen auf 4513 Franken erhöht. Der Mitgliederbeitrag wird bei 20 Franken für Einzelpersonen und 30 Franken für Ehepaare belassen. Zwei Rücktrite Der Vorstand wurde einstimmig wiedergewählt – mit Ausnahme von Gründungsmitglied Vito Rinaldi, welcher sich wegen beruflicher Überlastung nicht mehr für eine Wiederwahl zur Verfügung stellte. Seine Verdienste, insbesondere in den hektischen Anfangsjahren, wurden verdankt. Leider musste Revisor Bruno Züst wegen des bevorstehenden Umzugs nach Gächlingen ersetzt werden, doch gelang es erfreulicherweise, mit Beat Roost einen gleichwertigen Ersatz zu finden. Mit dem Rad der Donau entlang Das Rahmenprogramm wurde vom Ehepaar Künzli bestritten – zunächst hielt Aldo Künzli einen sehr ansprechenden Bildervortrag über die Radtour von der Donauquelle bei Donaueschingen bis zur Donaum¨ündung – beziehungsweise, in der beschriebenen Etappe, bis Ingolstadt. Danach erfüllte der von Hedi organisierte Apero wie immer den gewünschten Zweck: Die Vereinsmitglieder unterhielten sich über die verschiedensten Aspekte von Wohnqualität in Thayngen und blieben länger im Ratskeller als ursprünglich geplant… Eigentlich ist allein dieser Apero ein Grund, um dem Verein beizutreten.  

Positive Zwischenentscheide von Justiz und Politik

Medienmitteilung, 16. November 2021, betreffend Recyclingbetrieb Areal Zimänti-Süd in Thayngen. Die SwissIMmoRec AG betreibt seit 2015 auf dem Areal Zimänti-Süd in Thayngen als Zwischennutzung einen offenen Recyclingbetrieb für Bau- und Metallschrott, welcher für die Quartierbewohner aufgrund des starken Lastwagen-Zu- und Wegfahrverkehrs auf der theoretisch verkehrsberuhigten, mit einem Tempolimit von 30 km/h versehenen, Quartierstrasse und der zeitweiligen Lärmimmissionen aus dem offenen Betriebsgelände und dem nächtlichen Rangierlärm eine massive Belastung darstellt. Für diesen Betrieb besteht bisher nur eine abfallrechtliche Betriebsbewilligung, die aber im Dezember 2017 mit bisher noch nicht entschiedenem Rekurs an den Regierungsrat angefochten wurde. Obwohl die Anwohner seit 2015 das Fehlen einer Baubewilligung bei den kommunalen und kantonalen Instanzen rügen, hat der Regierungsrat in einem später angehobenen Verfahren erst am 15. Dezember 2020 entschieden, dass eine Baubewilligung fehle und daher ein Wiederherstellungsverfahren bzw. ein nachträgliches Baubewilligungsverfahren durchgeführt werden müsse, welches dann aber im Hinblick auf den nötigen, vor dem Erlass stehenden Quartierplan sistiert werden könne; gleichzeitig wurde festgehalten, die Anlage können bis zum Ablauf der (angefochtenen!) Betriebsbewilligung Ende 2022 weitergeführt werden. Gegen diese Verzögerungstaktik seitens des Regierungsrates haben einzelne Anwohner und der Verein Wohnqualiät Thayngen (VWT) Verwaltungsgerichtsbeschwerde ans Obergericht erhoben. Dieses hat nun am 29. Oktober 2021 in teilweiser Gutheissung der erhoben Beschwerde die Hinweise des Regierungsrates zur Weiterbenutzung der Anlage und zur Sistierung des Wiederherstellungsverfahrens aufgehoben und den Gemeinderat von Thayngen angewiesen, das vorgesehene Wiederherstellungs-verfahren gesetzeskonform durchzuführen. Während der Hängigkeit des Beschwerdeverfahrens vor Obergericht hat der Gemeinderat Thayngen überdies am 2. März 2021 den für die vorgesehene neue Nutzung (geschlossene Recyclinganlage mit einem achtmal höheren Umschlag, nämlich von 80’000 Tonnen pro Jahr) erforderlichen Quartierplan erlassen, allerdings ohne die vorgeschriebene formelle Umweltverträglichkeitsprüfung vorzunehmen und den Quartierplan mit dieser abzustimmen. Der Verein VWT hat daher gegen den erlassenen Quartierplan Einsprache erhoben und auf diesen Mangel – allerdings ohne Erfolg – hingewiesen. Gegen den abweisenden Einsprache-Entscheid des Gemeinderates hat der VWT wiederum Rekurs an den Regierungsrat erhoben. Nachdem auch die kantonale Koordinationsstelle für Umweltschutz (KOFU) in ihrem Bericht vom 8. Oktober 2021 auf diesen Fehler hingewiesen hat, hob der Gemeinderat am 26. Oktober 2021 den erlassenen Quartierplan auf und stellte in Aussicht, dass er einen neuen Quartierplan in Abstimmung mit der Umweltverträglichkeitsprüfung erlassen werde. Somit liegt nun die Sache wieder ganz beim Gemeinderat Thayngen. Dieser muss der SwissImmoRec AG nun umgehend endlich Frist für die Einreichung eines nachträglichen Baugesuchs ansetzen, dieses ungesäumt behandeln und die nötigen Wiederherstellungsmassnahmen unter Berücksichtigung der wohl auf längere Zeit fehlenden Baubewilligung treffen. Gleichzeitig muss der Gemeinderat den Erlass des Quartierplans für die definitive Nutzung unter Berücksichtigung des KOFU-Berichts und der Einwendungen des VWT neu prüfen. Die im VWT zusammengeschlossenen Einwohner hoffen dabei, dass der Gemeinderat nun – anders als in den letzten sechs Jahren – das Gespräch mit ihnen sucht und den Anliegen des VWT entgegenkommt, namentlich durch eine das Quartier nicht störende neue Erschliesssung des Areals, deren Prüfung vom Einwohnerrat diesen Sommer in Auftrag gegeben worden ist. Überdies ist unbedingt ein Augenschein mit Fachexperten auf dem Betriebsareal erforderlich, da der bestehende, vom Zementwerk übernommene Platz nach Auffassung der Anwohner die aus Gründen des Gewässerschutzes erforderliche Versiegelungsanforderung für die bestehende Ablagerung von Bau- und Metallschrott mit Blei, Quecksilber und Öl nicht erfüllt. Ebenso müssen nächtliche Rangierfahrten zum Areal untersagt werden. Verein Wohnqualität Thayngen, Paul Ryf / Arnold Marti

Erfolge für den Verein und die Quartierbewohner

Rundschreiben an die Mitglieder vom 15. November 2021 Bis jetzt blieben uns im Kampf gegen die Art und Weise, wie beim Kesslerloch geschrottet wird, Erfolgsmeldungen mehrheitlich versagt. Dies scheint sich nun zu ändern. Wie Sie der beiliegenden Medienerklärung entnehmen können, sind es gleich zwei Teilerfolge, welche wir nach langem Rechtsstreit verbuchen können. Mitgliederbrief_November 2021 Zimänti-Süd-MedienmitteilungNovember 2021 Zum einen sagt nun auch das Obergericht klar und deutlich, dass es für den befristeten Betrieb im Areal Zimänti Süd eine Baubewilligung braucht; dies nachdem dasselbe auch der Regierungsrat im Dezember 2020 festgestellt hat. Unser Rekurs hat nun auch Konsequenzen, welche den Gemeinderat zum Handeln auffordern. Zudem war unsere Einsprache gegen den Quartierplan Zimänti Süd nicht gegenstandslos, wie es der Gemeinderat gerne gehabt hätte. Verfahrensfehler im Zusammenhang mit der Umwelt verträglichkeitsprüfung machen es notwendig, dass dieses Verfahren neu aufgerollt werden muss. Man kann eigentlich sagen: Zurück auf Feld eins. Sie sehen, wenn der betroffene Bürger sich für eine berechtigte Sache einsetzt, ist es für die Behörden schwierig, alles nach ihrem Gusto durchzudrücken und durchzuwinken. Manchmal dauert es einfach eine Weile, bis sich der Rechtsstaat die Mühe macht, einzugreifen. Wie soll es jetzt weitergehen? Nun, wir können im Moment nur genau hinschauen, wie der Gemeinderat die Lage zu meistern versucht. Sollte weiterhin gemauschelt werden, halten wir den Zeigefinger hoch. Es gäbe da allerdings noch die Möglichkeit, dass das Gespräch mit uns Bürgern gesucht würde. In diesem Fall sind unsere Türen weit offen. Wir wollen ja nur, dass der Betrieb die Lebensqualität und die Sicherheit der Einwohner berücksichtigt. Ausserdem sind die Umweltstandards strikte einzuhalten. Sonst geht der Rechtsfall eben in die nächsten Runden. Am Schluss möchte ich es nicht versäumen, Ihnen für die Treue zum VWT zu danken. Selbstverständlich ist der Vorstand jederzeit gerne bereit, Fragen zu beantworten und auch Kritiken und Anregungen entgegen zu nehmen. Mit freundlichen GrüssenPaul Ryf, Präsident

Dank an Sepp Hagen

Am 5. Oktober berichtete Vincent Fluck unter dem Titel “Zimänti Süd: Eine Rechtsschrift löste die andere ab” über die GV des VWTH (siehe dazu auch den Jahresbericht des Präsidenten). Wir drucken ihn nachfolgend unverändert ab. Hinzu kommt nochmals der Dank des Vereins an Sepp Hagen, der als Kassier zurückgetreten ist, dem Vorstand aber mit seiner Erfahrung und seiner gleichermassen engagierten wie besonnenen Art als Beisitzer weiterhin erhalten bleibt. (VF) Der Verein Wohnqualität Thayngen hat seine 13. Jahresversammlung abgehalten. Der Vorstand ist mit einer kleinen Änderung wiedergewählt worden. Das juristische Hin und Her um das Zimänti- Süd-Areal geht weiter. THAYNGEN Letztes Jahr fand die Jahresversammlung des Vereins Wohnqualität Thayngen (VWT) schriftlich statt. Am letzten Dienstag konnte sie wieder physisch abgehalten werden. Allerdings kontrollierte Präsident Paul Ryf am Eingang zum Ratskeller, dass alle Anwesenden ein Covid-Zertifikat hatten. Und die maximale Teilnehmerzahl lag bei 30 Personen. Diese Grenze wurde nicht erreicht, da sich nur zwölf Mitglieder und dreiGäste einfanden, darunter Gemeindepräsident Marcel Fringer. Nachbesserung von QuartierplanIn seinem Jahresbericht schilderte Paul Ryf, dass die juristische Auseinandersetzung um das Areal Zimänti Süd auch im Coronajahr 2020 weitergegangen sei. «Eine Rechtsschrift löste die andere ab», sagte er. Ohne den Anwalt Arnold Marti hätte der VWT nicht verstanden, was die verschiedenen Ämter in verklausuliertem Juristendeutsch mitteilen wollten. Erfreulich für den VWT seien die Erneuerungswahlen im Herbst vor einem Jahr gewesen: Fünf Einwohnerratsmitglieder gehörten jetzt auch dem Verein an. Zum Quartierplan, gegen den der VWT Einsprache erhob, sagte er, dass ein Amt Nachbesserungen verlange. Der Gemeinderat habe biszum 12. Oktober Zeit, diese vorzunehmen, da der Quartierplan sonst nicht bewilligungsfähig sei. Der Verein setzte sich auch für andere Themen ein, die das Gemeindeleben betreffen. So hat er sich mit einem geplanten Stall für 600 Schweine befasst und mit Tempo 30. Auch die angekündigten Bauarbeiten an der Bahnüberführung Erlengasse hat der Verein in seinem Blickfeld. Er befürchtet eine Belastung des Dorfs durch den Umleitungsverkehr. In nächster Zeit werde dem Verein die Arbeit nicht ausgehen, schloss der Präsident seinen Bericht ab. «Eigentlich ist es ja ein gutes Zeichen für eine funktionierende Demokratie, dass der Bürger wach bleibt und als Souverän den von ihm gewählten Politikern auf die Finger schaut, obwohl dies für die Magistraten nicht immer angenehm ist.» Wechsel im VorstandDie statutarischen Geschäfte gaben nicht viel zu reden. Im Vorstand kommt es zu einer kleinen Änderung. Josef Hagen, der sechs Jahre lang Kassier war, gibt diese Funktion ab, bleibt aber im Vorstand. Neuer Kassier wird der bisherige Revisor Ruedi Fuchs. Die übrigen Vorstandsmitglieder bleiben mit Paul Ryf an der Spitze im Amt. Anstelle von Ruedi Fuchs wurde Bruno Züst zum neuen Revisor bestimmt. Im Anschluss an die Versammlung hielt Remo Bührer aus Thayngen einen Bildervortrag über seine Leidenschaft als Drohnenfotograf (siehe Kasten). Am Schluss wurde ein Apéro serviert. Kasten: Leidenschaft für Drohnenfotografie Remo Bührer befasst sich seit vier Jahren mit Drohnenfotografie. Vor einiger Zeit wurde er in dieser Zeitung vorgestellt (ThA, 11.8.20). Wiederholt sind an dieser Stelle auch Bilder von ihm veröffentlicht worden. An der VWT-Jahresversammlung gab der Thaynger Druckfachmann, der bei der Firma Augustin arbeitet, Einblick in sein Hobby. «Ich bin mindestens einmal pro Woche mit meiner Drohne unterwegs», sagte er. Er halte sich sehr gerne in der Natur auf. In seiner sehr ansprechenden Bilderschau zeigte er Luftaufnahmen vom Reiat. Infolge der ungewohnten Perspektive war es zum Teil recht knifflig, die jeweiligen Dörfer zu erkennen. Interessant waren auch die Erläuterungen über die 907 Gramm schwere Drohne, eine DJI Mavic 2 Pro. Sie hat vier Propeller und verfügt über zehn Kollisionssensoren, die fünf Meter vor einem Gegenstand oder einer Person automatisch einen Stopp einleiten. Das Thema Sicherheit ist dem 38-Jährigen sehr wichtig. So hat er eine in der Europäischen Union verlangte Ausbildung gemacht und von der Gemeinde Thayngen eine Bewilligung eingeholt. Bei den Aufnahmen achtet er darauf, dass keine Personen erkennbar sind, und lässt deshalb seineDrohne mindesten 40 Meter über dem Boden fotografieren.

Jahresbericht des Präsidenten

Seit zwölf Jahren gibt es unseren Verein nun. Somit handelt es sich hier also auch bereits um den zwölften Jahresbericht eines VWT- Präsidenten. Sie erinnern sich: Unser Verein wurde seinerzeit gegründet in Hinsicht auf das geplante Schrottwerk-Projekt beim Kesslerloch. Das Projekt gibt es noch immer – aber seit nunmehr sechs Jahren eben auch das Providurium mit befristeter Betriebs-, aber ohne Baubewilligung. Aber der Reihe nach. Dank an Anwalt Arnold Marti Auch das Jahr 2020 reihte sich ein in die Serie der vorangegangenen. Allen Covid-19 – Massnahmen zum Trotz liefen die Rechtsverfahren weiter. Und natürlich auch der Zwischenlagerbetrieb im Areal Zimänti Süd. Eine Rechtsschrift löste die andere ab. Mit den Details möchte ich Sie weitestgehend verschonen, gebe aber auf Anfrage gerne weitere Informationen. Hätten wir in Dr. Arnold Marti nicht einen Anwalt, welcher bewandert ist mit der Materie, würden wir selber wohl nicht immer alles verstehen, was uns die Rechtsabteilungen diverser Ämter in verschlungenen Botschaften in Form von schwer verdaulichem Juristendeutsch immer wieder mitteilen. Manchmal denke ich, ein Gespräch wäre hilfreicher. Aber das scheint nicht Teil des Konzepts zu sein. Corona kam da vermutlich gerade wie gerufen. Neben dem Sachverhalt der «laufenden Verfahren» und «gebundenen Hände» kamen nun auch die Hygienevorschriften dazu, welche ein Gespräch erfolgreich verhinderten. Verfahrensfehler Eines ist uns inzwischen klar geworden: Nicht alles lief in der Vergangenheit einwandfrei ab. Dies teilte uns verklausuliert auch der Regierungsrat mit. Scheints bräuchte es für den befristeten Betrieb der Anlage eben doch eine Baubewilligung, was wir schon längstens monierten. Damit aber genug der Einsicht; die Anlage soll weiterlaufen. Eine äusserst grosszügige Auslegung geltenden Rechts, wie nicht nur wir, sondern auch diverse Sachverständige meinen. Projekt Kesslerloch eingeschlafen? Erinnern Sie sich noch? Vor gut dreizehn Monaten fand im Reckensaal ein Anlass statt. In Anwesenheit des kantonalen Baudirektors und wichtiger kantonaler und kommunaler Funktionäre wurde einer interessierten Öffentlichkeit ein «Leuchtturmprojekt» vorgestellt. Nein – kein Veloviadukt vom Chapf zum Berg – viel besser: Ein aufgewertetes Kesslerloch. Der Kantonsrat sprach dafür gar den schönen Betrag von 1.4 Millionen Franken. Mit allen möglichen tollen Massnahmen soll der Besuch der prähistorischen Fundstätte allen Interessierten von Nah und Fern zum einmaligen Erlebnis gemacht werden. Eine Frage: Haben Sie in der Zwischenzeit bis heute je wieder einmal etwas von diesem touristischen Juwel gehört? Ich auf jeden Fall nicht. Kein Wunder. Um das Projekt zu verwirklichen, sind Kanton und Gemeinde auf die Bereitschaft der SwissImmoRec AG angewiesen, einen Drittel des Areals zum Preis von 78 Franken pro Quadratmeter an den Kanton abzutreten. Glauben Sie, dass die Firma dies tun wird angesichts eines aktuellen Quadratmeterpreises von Industrieland von weit über 200 Franken und auch steigender Nachfrage? Mehrmaliges Nachfragen durch uns und auch durch Kantonsräte erbrachte stets die lapidare regierungsrätliche Antwort: Man sei noch am Verhandeln. Ob man das tatsächlich noch ist? Wir fragen sicher gelegentlich wieder nach. Und um es hier nochmals klar zu sagen: Der VWT ist für diese Aufwertung. Aber auch den Anliegen der Einwohner in Bezug auf Wohn- und Lebensqualität muss Rechnung getragen werden. Wir fragen uns noch immer, was es auf sich hatte mit diesem Schachzug der Ankündigung dieses neuen Naherholungsgebietes. Goodwill bei der Bevölkerung auszulösen geht anders… Im Einwohnerrat gut vertreten Dann kamen die Gemeindewahlen. Die SVP verlor überraschenderweise Sitze im EWR, während die FDP, welche national eigentlich im Sinkflug ist, gewann. Auch ging der SVP die Rechnung in zweierlei Belangen nicht auf: Weg war der Sitz des Gemeindepräsidenten und auch beim Kantonsrat lief nicht alles wie man es vermutlich gerne gehabt hätte. Gut lief es hingegen für unseren Verein: Mittlerweilen sind fünf Vereinsmitglieder im Einwohnerrat. Und zwar überparteilich. Das dies nicht bei allen Parlamentariern und der Exekutive Freude auslöst, liegt in der Natur der Dinge. Man merkt eben: Mit uns ist immer stärker zu rechnen! Uns nur in die Störenfriede-Ecke zu werfen, greift wohl definitiv zu kurz. Obwohl die «Causa Kesslerloch» noch immer unser dickstes Dossier ist, werden und wurden an unseren Verein auch immer wieder andere Fragen betreffend Wohn- und Lebensqualität herangetragen. Wie soll man beispielsweise vorgehen im Fall eines neu geplanten Schweinestalls für 600 Tiere auf grüner Wiese? Oder wie verwirklichen wir eine Tempo-30-Zone in unserem Quartier? Was können wir tun gegen den wachsenden Verkehr – auch unabhängig von der Verschrottungsanlage, was geschieht in Sachen Verkehr, wenn dann dereinst die Arbeiten an der Bahnüberführung laufen? Et cetera. Unsere Aufgabe sahen und sehen wir allerdings nicht darin, uns überall einzumischen.  Vielmehr sind wir gerne bereit, diesen Mitbürgern beratend zur Seite zu stehen, was auch immer wieder geschätzt wird. Falls sie dies mit ihrem Beitritt zum VWT quittieren – umso besser. Und sie tun es auch tatsächlich immer wieder. Blick in die Zukunft Erlauben Sie mir nun, ein bisschen in die Zukunft zu schauen. Diese begann quasi mit dem Quartierplan, den die Eigentümer des Areals Zimänti Süd in diesem Frühjahr einreichten. Diesen studierten wir genau; und mit uns auch interessierte Parlamentarier des Einwohnerrates. Wir stellten fest, dass der Quartierplan zu vieles ausliess, was positive Auswirkungen auf die Situation der hier lebenden Bevölkerung haben könnte. Und zwar sowohl hinsichtlich Umwelt als auch in Sachen Verkehr. Hier kamen nun die fünf VWT-Mitglieder im Einwohnerrat zum Zug: Sie lancierten eine Motion, welche den Gemeinderat verpflichtete, alternative Zufahrten zum Areal zu prüfen. Nachdem in der darauffolgenden EWR-Sitzung der Gemeinderat einen Nachtragskredit von 62’000 Franken zur Genehmigung vorgelegt hatte, beschloss der Rat, diesen doch sehr beträchtlichen Betrag auf 12’000 Franken zu reduzieren. Das sollte eigentlich genügen für die verlangte Expertise, war die Meinung der Mehrheit. Alternative Zufahrtsvarianten gäbe es sicherlich. Keine davon ist allerdings einfach und billig zu haben. Praktisch gleichzeitig erhob der VWT Einsprache gegen den Quartierplan. Wir begründeten dabei Punkt für Punkt. Doch nichts da: Alles war nicht nachvollziehbar für den Gemeinderat, also weiter damit an den Kanton. Dort bemerkte man dann jedoch Verfahrensmängel in Bezug auf den KOFU-Bericht. Die KOFU (Koordinationsstelle für Umweltschutz des Kantons Schaffhausen) wies in ihrer Stellungnahme den Gemeinderat auf diese Mängel hin. Der QP war also gar nicht bewilligungsfähig und der Gemeinderat muss über die Bücher. Nach einer akzeptierten Fristerstreckung muss nun die Dorfregierung diese

Interview über den Quartierplan

«Es gibt Lärm von bis zu 66 Dezibel [mitten in der Nacht]; das ist sehr laut»: Der Verein Wohnqualität Thayngen hat im März Einspruch gegen den Quartierplan Zimänti Süd erhoben. Nachträglich erläutern die Verantwortlichen ihre Beweggründe. Vincent Fluck 210504 Interview des Thaynger Anzeiger mit dem VWT  Der Verein Wohnqualität Thayngen (VWT) hat Einspruch gegen den Quartierplan Zimänti Süd erhoben. Was bemängeln Sie an diesem Quartierplan? Paul Ryf: Da ist einerseits die Verkehrssituation. Wir wissen, wie viele Lastwagen aktuell fahren bei 10 000 Tonnen pro Jahr. Es sind rund 45 im Tagesdurchschnitt. Nimmt man die 80 000 Tonnen, die die Firma im Quartierplan angibt, führt dies zu einer Verachtfachung der Fahrten. Im Quartierplan ist aber von viel weniger Fahrten die Rede … Ryf: Genau. Das ist ein krasser Widerspruch zu den 42 Fahrten, die sie zugestehen. So viele zusätzliche Fahrten kann unser Quartier gar nicht schlucken. Da braucht es flankierende Massnahmen, da braucht es möglicherweise andere Zufahrten. Was ist Ihre Forderung an den Gemeinderat? Ryf: Wir können dem Gemeinderat keine Weisungen erteilen. Wir haben Einspruch eingelegt und auf alle Punkte im Quartierplan hingewiesen, die unserer Ansicht nach nicht in Ordnung sind und bei denen Korrekturbedarf besteht. Im Gegensatz zur SP-Motion, die an der letzten Einwohnerratssitzung angenommen wurde und für den Gemeinderat verpflichtend ist, betrachten wir nicht nur den Verkehr, sondern auch die Umwelt. Um welche Umweltbereiche geht es? Ryf: Es geht um den Lärm, ums Grundwasser, die Entwässerung und die Versiegelung des Bodens. Was sind die Kritikpunkte? Aldo Künzli: Das Erste ist, dass die Grundwassersituation im Areal sehr oberflächlich betrachtet wird. Man spricht von weniger als fünf Metern Dicke des Grundwasserstroms. Eine Studie, die in unserem Auftrag erstellt wurde, zeigt, dass das Grundwasser hier mit mindestens 20 Metern Mächtigkeit unter dem Areal durchfliesst. Man weiss aber nicht, ob dieser Grundwasserstrom mit dem Bibertal verbunden ist oder ob er lediglich über das Fulachtal in Richtung Schaffhausen abfliesst mit der Trinkwasserfassung Flurlingen als erstem Wasserbezugsort. Wir haben von ehemaligen Zimänti-Mitarbeitern die Information, dass in der Tat eine Verbindung zum Bibertalgrundwasser bestehe und dass die Unilever davon rund 500 Kubikmeter im Tag benutze. Genau weiss das aber niemand. Wie lautet die Forderung? Künzli: Wir fordern, dass man das genau untersucht. Denn gemäss dem Bundesamt für Umwelt und dem Faktenblatt für Verschrottungsbetriebe des Interkantonalen Labors darf man über Grundwasser solche Anlagen gar nicht errichten. Wir sind der Meinung, wenn man den Untergrund richtig versiegelt, wäre es aber möglich. Dann gehen Sie also davon aus, dass die Verschrottungsfirma zu wenig für die Versiegelung des Untergrunds vornimmt? Künzli: Ja. Wenn man das Gelände genau anschaut, sieht man aber, dass dies ein Betonflickenteppich ist. Und die Firma bezeichnet dies als versiegelt. Das geht natürlich nicht. Versiegelt ist etwas ganz anderes. Es gibt einen Fachbetrieb, der in einem solchen Fall einen Neubau plante, und im Untergrund eine doppelte Geotexfolie verlegte. Erst dann wurde die Betriebsstruktur aufgebaut. Dazu sagt man «abflusslos versiegelt». Alles Platzwasser, das anfällt, wird so in ein Auffangbecken geleitet. Dann müsste man der Firma also die Auflage machen, dass sie den Untergrund fachgerecht versiegelt? Künzli: Jawohl. Das haben die Verantwortlichen bis jetzt nie akzeptiert. Sie sagen, dass es jetzt schon ausreicht. Und das bestehende Absetzbecken hat ein Fassungsvermögen von 75 bis 100 Kubikmetern. Das reicht nicht für ein 100-jähriges Niederschlagsmaximum. Damit sie die erforderlichen 430 Kubikmeter erreichen, wollen sie die bestehenden Sammelschachtkanäle im Untergrund füllen. Doch wie wir von ehemaligen Zimänti- Mitarbeitern wissen, sind diese gar nicht dicht. Und die belasteten Stoffe fliessen unter Umständen zur Unilever … Künzli: Zuerst ins Grundwasser, wo die Kesslerlochfunde sind, dann zu den Wasserbezugsorten, die an diesem Grundwasser hängen. Einigen Quartierbewohnern wurde es wegen des Grundwassers verwehrt, Erdsonden in den Untergrund zu setzen. Und die Zimänti durfte seinerzeit im Chalchi-Areal wegen des Grundwassers nicht bauen. Das Grundwasser in der Chalchi und das im Zimänti-Areal gleich daneben: Ist die Wahrscheinlichkeit nicht gross, dass beides zusammen hängt? Wenn wir nochmals zum Verkehr zurückkommen. Wie lässt sich die Situation entlasten? Ryf: Auf der einen Seite müsste man alternative Zufahrten prüfen. Zum Beispiel direkt von der Reiatstrasse eine Abfahrt ins Areal vorsehen. Oder einen Zubringer bauen vom Industriegelände südlich der Bahnlinie mit einer Unterführung. Dann gäbe es noch – angenommen, man spricht wirklich nur von 40 bis 50 Lastwagen am Tag – auch flankierende Massnahmen, die man ins Auge fassen müsste, Stichwort Tempo 30. Das haben wir bei der Kesslerlochstrasse bereits schon, aber nicht bei den übrigen Anfahrtsstrassen. Das heisst: Tempo 30 auf der Schaffhauserstrasse? Ryf: Ja, zum Beispiel. Weitere Massnahmen sind geschützte Fussgängerübergänge mit Mittelinsel, wo Lastwagen gezwungen sind, ihr Tempo zu reduzieren. Es gibt noch weitere Möglichkeiten. Nebst dem Strassenverkehr haben wir auch das Thema Eisenbahn, das kommt ja im Quartierplan auch vor. Die Firmenverantwortlichen wollen ja auch einen gewissen Prozentsatz per Eisenbahn wegführen. «Güter auf die Bahn»: Das tönt sehr umweltgerecht. Man muss allerdings wissen, dass relativ selten rangiert wird. Meines Wissens in diesem Jahr erst einmal. Und wenn sie das tun, dann meistens in der Nacht. Das ist natürlich nicht das, was man als Anwohner will. Es ist schwierig, tagsüber zu rangieren, da der Passagierverkehr Vorrang hat. Wenn man Bahntransport will, dann ist man fast gezwungen, ihn in der Nacht zu bewältigen. Ryf: Laut einem Staatsvertrag aus dem 19. Jahrhundert hat die Deutsche Bahn das Recht, rund um die Uhr zu rangieren, an 365 Tagen im Jahr. Wir haben Auskünfte, dass sehr wohl am Tag rangiert werden kann. Das ist eine Frage des Willens und der Planung. Schaut man aber die Gleise an, die zum Zimänti-Areal führen, erkennt man, dass sie baufällig sind. Ich weiss nicht, ob die Deutsche Bahn bei der zurzeit tiefen Frequenz überhaupt Geld in die Hand nehmen würde, um diese Gleise zu sanieren. Das kann ich mir nicht vorstellen. Dann gehen Sie also davon aus, dass der Verkehr nicht über die Schiene abgewickelt werden wird? Ryf: Nein. Vielleicht mal etwas abtransportieren, wenn es gerade passt. Das müssten aber grosse Mengen sein. Eine Zeit lang war das der Fall, da haben sie fast jeden Monat einen Zug wegfahren

Kein Lockdown auf der Kesslerlochstrasse

Der Verein Wohnqualität Thayngen (VWT) musste seine Jahresversammlung wegen Corona verschieben. Präsident Paul Ryf und Vizepräsident Aldo Künzli nehmen eine Standortbestimmung vor. Interview: Andreas Schiendorfer THAYNGEN Wenn wir eine Art Bilanz ziehen – und beim Positiven beginnen: Worauf sind Sie besonders stolz?Aldo Künzli: Dass wir in den zwölf Jahren, seit es Verein gibt, schon einiges erreicht haben, zeigt doch, dass es uns braucht. Wenn es den VWT nicht gäbe, müsste man ihn gründen.Paul Ryf: Als Präsident bin ich stolz darauf zu sehen, wie viele Mitglieder seit der ersten Stunde aktiv mit dabei sind; im Vorstand oder bei speziellen Projekten. Und wir verzeichnen laufend neue Eintritte.Können Sie etwas konkreter werden?Paul Ryf: Wir haben letztes Jahr in unserer Inserate-Serie immer wieder auf den Zusammenhang von Verkehr und Wohnqualität hingewiesen. Deshalb hat mich persönlich die Einführung der Tempo-30-Zone im Bereich Untere Dorfstrasse-Brühlstrasse sehr gefreut. Man erinnert sich vielleicht, dass ich ein Argument der Gegner – Temporeduktion schade dem Gewerbe – aufs Korn genommen habe, aber unter dem Strich bleibt das Fazit: Wohnqualität ist mehrheitsfähig.Aldo Künzli: Erfolge hinsichtlich des Verkehrslärms sind die Einführung von Tempo 60 auf der J15 und die bessere Regelung des nächtlichen Güterverkehrs durch die Deutsche Bahn. Hervorheben möchte ich auch die Eröffnung des Steinzeitpfades, den Einsatz für das Pfahlbauerdorf. Jahrelang haben wir uns dafür eingesetzt, und was nun Kantonsarchäologie und Reiat Tourismus zusammen erreicht haben, ist toll.Hat sich das Verkehrsproblem auf der Kesslerlochstrasse während des Lockdowns entschärft?Aldo Künzli: Der Mittelwert unserer jahrelangen Verkehrszählungen liegt bei 40 Lastwagenfahrten pro Tag. Zwischen dem 16. März und dem 12. Juni wurde dieser Mittelwert 38 Mal übertroffen. Obwohl die Fahrten des örtlichen Gartenbauunternehmens auf ein Minimum zurückgegangen waren, verblieben die Lastwagenfahrten auf hohem Niveau. Manchmal sind es deren 100 pro Tag.Paul Ryf: Von vielen Fahrern wird Tempo 30 nicht eingehalten; das haben unsere Messungen gezeigt. Das Problem des Wildwuchses beim nächtlichen Parkieren wurde insofern gelöst, als nun das Parkieren auf einer Teilstrecke der Kesslerlochstrasse erlaubt ist. Die Belastung des Quartiers durch Lärm und Schwerverkehr ist damit natürlich nicht zurückgegangen.Der Verein erlitt, in Lausanne, auch empfindliche Rückschläge!Aldo Künzli: Ja, die Niederlage vor Bundesgericht tat weh, auch wenn es sich um den Nebenschauplatz eines Nebenschauplatzes gehandelt hatte. Materiell wurde hinsichtlich der Rechtmässigkeit einer industriellen Schrottverarbeitungsfirma beim Kesslerloch nichts entschieden.Gerade darum hätten Sie das Urteil akzeptieren können…Aldo Künzli: Sicher. Dafür warten wir nun aber seit geraumer Zeit auf einen Entscheid der hiesigen Behörden hinsichtlich der Frage, ob die aktuelle Zwischennutzung des Areals ohne Baubewilligung rechtens ist oder nicht. Weil nichts gegangen ist, haben wir gegen den Nichteintretensentscheid des Gemeinderates Thayngen rekurriert. Eine Antwort steht noch aus.Paul Ryf: Unsere ausführliche Antwort auf Stellungnahmen seitens der Rekursgegner wurde von Rechtsanwalt Prof. Arnold Marti ausgearbeitet. Da es sich um ein hängiges Verfahren handelt, können wir hierzu jedoch keine Einzelheiten bekannt geben.Gibt es Hoffnungsschimmer am Horizont?Aldo Künzli: Irgendwann wird ein Entscheid gefällt, und bei Berücksichtigung geltender Gesetze kann dieser nur lauten: Die industriell-gewerbliche Zwischennutzung des Areals bedarf einer Baubewilligung, und diese kann ohne gültigen Quartierplan nicht erteilt werden.Paul Ryf: Einen Lösungsansatz könnte ein Augenschein aller Beteiligten vor Ort darstellen. Dies würden wir begrüssen. Wenn wir unsere Bedenken hinsichtlich des enormen Ausmasses der Zwischennutzung und die – unserer Überzeugung nach – teilweise problematische Lagerung anbringen und diskutieren könnten, kämen wir vielleicht einen Schritt weiter. Reines Aussitzen bringt nichts.Letzte Frage: Warum liegt kein gültiger Quartierplan vor?Paul Ryf: Das fragen wir uns ebenfalls. Denn ohne einen Quartierplan ist in diesem Areal laut Zonenordnung gar kein Baubewilligungsverfahren möglich.Aldo Künzli: Der Quartierplan muss nicht nur die berechtigten Interessen der Bevölkerung widerspiegeln und den Umweltschutz berücksichtigen, sondern auch den Schutz der international bedeutsamen Fundstätte Kesslerloch sicherstellen. Gemäss dem Gutachten der Eidgenössischen Natur- und Heimatschutzkommission und der Eidgenössischen Kommission für Denkmalpflege vom 10. Oktober 2017 ist dies mit einem industriellen Recyclingbetrieb nicht möglich. Selbstverständlich veröffentlicht der VWT den Leserbrief von Georg Wanner, der am 14. Juli im Thaynger Anzeiger darauf hinweist, dass es ohne Lastwagen zu einem Stillstand kommt (siehe PDF am Anfang des Artikels). Das ist nicht falsch, doch kommt es auf das gesunde, das heisst der Wohn- und Lebensqualität bekömmliche Mass an. Mehr ist nicht besser.

«Wohn- und Industriegebiete sind notwendig – aber bitte getrennt» – und als Service: der neue Zugfahrplan

26. November 2019. Ein energiebewusstes und kinderfreundliches Dorf ist Thayngen. Laut Leitbild spielt die Wohnqualität eine wichtige Rolle. Wir sind kein Bauerndorf mehr, obwohl man bei der Ankunft im Thaynger Bahnhof den unangenehmen Duft einer Schweinemast in der Nase hat. Wir brauchen Industrie- und Gewerbebetriebe, damit die Finanzen stimmen, aber auch Steuerzahler, die sich im Dorf wohlfühlen. Dabei ist es sehr wichtig, dass Industrie und Wohnen sich gegenseitig nicht in die Quere kommen. Im ehemalige Areal Zimänti-Süd, gleich neben dem Kesslerloch stimmt das aber gar nicht. Dieses Industriegebiet, gleich neben der Wohnzone, ist nicht richtig erschlossen: Erreicht wird es über eine siedlungsorientierte Strasse in der 30er-Zone im Wohnquartier Speck. Zurzeit wird im Areal Schrott umgesetzt. Bewilligt sind max. 10 000 Tonnen im Jahr. Dafür fahren pro Tag im Durchschnitt 30 schwere Lastwagen (oftmals mit übersetzter Geschwindigkeit) zum Kesslerloch. Auf dem Bild sieht man als Vergleich, was rund 30 Lastwagen bedeuten. Das Maximum lag aber bei 134 Lastwagen an einem Tag! Sollte einmal (wie von der Gemeinde vorgesehen) die Verschrottungsanlage Wirklichkeit werden, dürfen 100 000 Tonnen umgesetzt werden, also zehn Mal mehr als heute! Hier stellt sich die Frage, ob dieser Standort für einen solchen Betrieb geeignet ist. Zudem verschandelt der ganze Schrott das Kesslerloch enorm. Wenn mir nun jemand sagt, zu Zimäntizeiten sei dort ja auch viel Verkehr gewesen, so gibt es zwei Antworten: Das Quartier war noch nicht so stark überbaut wie heute. Bevor die Zimänti kam, war ein 300-Meter-Schiesstand im Speck. Wollen wir wieder zurück, nur weil früher einmal einer dort war? Wir wünschen unserer Gemeinde den Willen und die Kraft, im Zimänti-Areal eine mit dem Wohngebiet kompatible Lösung zu finden. Aldo und Hedi Künzli Thayngen. Dieser Artikel erschien am 26. November 2019 im Thaynger Anzeiger unter dem Titel “Mit Wohngebiet kompatibel sein”. In der gleichen Nummer veröffentlichte Aldo Künzli im Namen des VWT den neuen Zug- und Busfahrplan, der ab dem 15. Dezember gültig ist. Sie können ihn hier hinunterladen. 191126 THA Artikel Aldo Künzli 191126 THA Der neue Zugfahrplan