Kultur und Freizeit
Vor 15 000 Jahren lagerten beim Kesslerloch Jäger und Sammler. Sie waren begnadete Künstler, und mit ihnen lebte das älteste Haustier der Welt, ein gezähmter Wolf.
Kennen Sie den Hirzen, das Lamm, den Sternen? Und haben Sie schon einmal das Giacometti-Fenster gesehen oder das Tobias-Holländer-Haus in Thayngen-Hofen?
Publikationen
Thayngen besitzt eine attraktive Gemeindebibliothek beim Kreuzblatt – und hier auch eine virtuelle Bibliothek mit vergriffenen Werken über Thayngen und den Reiat.
Thayngen verfügt über eine reichhaltige Geschichte und eine lebendige Kunstszene, welche die Gegenwart bereichert und so die Geschichte von morgen schreibt.
Unesco Welterbe
St. Gallens Klosterbezirk, Berns Altstadt, Bellinzonas Burgen, in Müstair das Kloster St. Johann und seit 2011 auch unsere Pfahlbausiedlung im Weier!
Velo- und Wanderwege
Der Reiat ist ein ideales Erholungsgebiet mit einem Radweg der Biber entlang und einem Wanderwegnetz, das laufend ausgebaut und attraktiviert wird.
Lesenswerte Artikel
Ab 8. März 2021 liegt der Quartierplan auf
Wie den Schaffhauser Nachrichten vom 4. März 2021 zu entnehmen ist, wird der Quartierplan ab Montag, 8. März 2021 für 20 Tage aufliegen. Hochbaureferent Christoph Meister rechnet mit Einsprachen. Mit anderen Worten: Der Quartierplan sieht offenbar nicht so aus, als dass man ihn einfach unbesehen durchwinken könnte. Der VWT wird ihn genau studieren. Bevor wir Ihnen die SN-Vorschau im Wortlaut liefern, möchten wir nochmals auf den Schluss unserer Timetable hinweisen: Der VWT ist bereit, mit dem Gemeinderat an einem Strick zu ziehen, falls auch für die Thaynger Einwohnerinnen und Einwohner relevante Themen wie Verkehrsführung, Schutz des Grundwassers und Betriebslärm thematisiert werden können. Der VWT unterstützt die Attraktivierung des Kesslerlochs. Es müssen jedoch auch Verbesserungen für die Einwohner Thayngens daraus resultieren. Es wird nicht hingenommen, dass bei Realisierung des Projektes 80’000 Tonnen Schrott pro Jahr durch das Dorf gekarrt werden. Dies würde immerhin eine Verachtfachung (8-mal!!!) des heutigen Schwerverkehrs durch die SwissImmorec AG bedeuten. Und zwar auch auf Quartierstrassen. Es gäbe bessere Lösungen für die Verkehrsführung. ZimäntiSüd_Timetable_2021 210504 Interview des Thaynger Anzeiger mit dem VWT SN: Aufwertung Kesslerloch: Quartierplan liegt vor Ab Montag liegt der Quartierplan zur Bebauung des Industrieareals der Swiss Immo Rec auf. Wird er genehmigt, geht es wohl auch mit dem Kesslerloch-Projekt voran. THAYNGEN. Die Aufwertung des Kesslerlochs ist beschlossene Sache, zumindest vonseiten der Gemeinde Thayngen und des Kantons (die SN berichteten). Ausschlaggebend für die Umsetzung dieses Plans ist bekanntlich aber die Kooperation der Swiss Immo Rec AG. Ihr gehört gegenwärtig das Industrieareal, auf dem auch Teile der Fundstätten Kesslerloch und Neue Höhlen liegen. In Zusammenarbeit mit einer Arbeitsgruppe bestehend aus Vertretern der Gemeinde und des Kantons hat die Swiss Immo Rec nun einen Quartierplan erstellt, der die Rahmenbedingungen für das zu bebauende Areal festlegt. Denn das Unternehmen möchte darauf eine Recyclingsortieranlage betreiben. Der Quartierplan wird in Thayngen ab Montag, 8. März, während 20 Tagen öffentlich aufliegen. Wird dieser vom Kanton bewilligt, kann die Swiss Immo Rec einerseits ein konkretes Bauvorhaben einreichen – und sie würde andererseits rund einen Drittel, nämlich 4500 Quadratmeter, ihres Industrieareals in Thayngen an den Kanton verkaufen, der die Umgebung des Kesslerlochs zu einem Bildungs- und Erholungspark aufwerten will. Fertigstellung bis 2023 anvisiert Angesichts der leidvollen Vorgeschichte des bereits seit 15 Jahren laufendenProjekts zur Aufwertung des Kesslerlochs geht der Thaynger Hochbaureferent Christoph Meister davon aus, dass es Einsprachen zum Quartierplan geben wird – zwei früher erstellte Quartierpläne wurden bereits zurückgewiesen. Wird der Quartierplan schliesslich aber genehmigt, glaubt Meister, dass die Swiss Immo Rec frühestens in ein bis zwei Jahren mit dem Bau der geplanten Recyclingsortieranlage beginnen könnte. Die Fertigstellung des aufgewerteten Kesslerloch-Geländes durch den Kanton ist bis 2023 anvisiert, da dieses Jahr das 150-Jahr-Jubiläum des Funds des national bedeutsamen Kulturdenkmals markiert. (hei = Isabel Hempen)
Quartierverein: «Ein ganz sensibles Gebiet»
Der Verein Wohnqualität Thayngen unterstützt die Aufwertungspläne des Kesslerlochs. Ein Problem sieht er aber in den Bauplänen der SwissImmoRec AG auf dem angrenzenden Industrieareal. Der Verein will sich den neu erstellten Quartierplan ganz genau ansehen. Isabel Hempen, Schaffhauser Nachrichten (5.9.2020), Auf einen Blick: alle Artikel zum Thema im September 2020 200904 SN Kesslerloch 200905 SN Interview Aldo Künzli 20908 THA Kesslerloch, Ueli Flückiger 200916 Schaffhauser Fernsehen: Martin Kessler und Katharina Schäppi 200917 SN Kesslerloch Die andere Sicht 200922 THA Randnotizen THAYNGEN. «Das Kesslerloch-Projekt finden wir sehr gut», betont Aldo Künzli, Vizepräsident des Vereins Wohnqualität Thayngen: Die Gemeinde wünsche sich eine solche Aufwertung des national bedeutsamen Kulturdenkmals. Präsentiert worden waren die Aufwertungspläne an einer Informationsveranstaltung im Thaynger Reckensaal von Kantonsarchäologin Katharina Schäppi, Regierungspräsident Martin Kessler und Raumplaner Olaf Wolter, der mit der Erarbeitung des Quartierplans betraut ist. Gemeindepräsident Philippe Brühlmann legte die Sicht der Gemeinde zum Projekt dar (SN vom 4. September). «Ein ganz sensibles Gebiet» Dennoch hat Aldo Künzli ein Problem, und dieses liegt im Industrieareal, das an das Kesslerloch angrenzt und sich unweit eines Wohnquartiers befindet. «Man darf mich nicht falsch verstehen: Das ist eine Industriezone, die wir auch akzeptieren. Nur ist nicht jeder Industriebetrieb geeignet, so nahe an der Wohnzone zu liegen.» Der frühere Standort der «Zementi» gehört heute der SwissImmoRec AG. Zur Aufwertung der Kesslerlochumgebung ist diese bereit, etwa einen Drittel des Areals an den Kanton abzutreten. Derzeit nutzt die Firma Rail Kontor AG das Gelände als Zwischenlager für Wertstoffe, in absehbarer Zeit möchte die SwissImmoRec hier aber einen Recyclingbetrieb einrichten. Aktuell dürfen auf dem Industriegelände zehntausend Tonnen Material im Jahr umgeschlagen werden. «Wir haben im Dorf also 20 bis 60 Lastwagen, die täglich über die Kesslerlochstrasse zum Areal fahren», so Künzli. Der Verein ist der Ansicht, dass die verkehrsberuhigte Kesslerlochstrasse eine Erschliessungsstrasse für das Wohngebiet sei und nicht als Zufahrt zum Industriegebiet genutzt werden sollte. Denn der Lastwagenverkehr bringe eine erhebliche Lärmbelastung für das Wohngebiet mit sich und gefährde die Spaziergänger vom Seniorenzentrum und die Besucher des Kesslerlochs. Selten fänden vonseiten Rail Kontor zudem auch Zugtransporte über die zum Areal hinführenden Geleise statt. «Rangiert wird jeweilsnachts nach zehn bis kurz nach zwölf Uhr oder ganz früh morgens vor sechs Uhr», so Künzli – laut Deutscher Bahn seien dies die einzig verfügbaren Zeitfenster. Die Geleise befinden sich nahe dem Wohnquartier, das damit dem Rangierlärm ausgesetzt ist. Gemäss früheren Plänen, die der Quartierverein erfolgreich anfocht, hätte die SwissImmoRec mit Errichtung des geplanten Recyclingbetriebs bis zu 120 000 Tonnen Material jährlich auf dem Gelände verarbeiten dürfen. Mit der Verkleinerung desselben um rund einen Drittel würde sich dieser Wert auf 80 000 Tonnen verringern, wie Raumplaner Olaf Wolter an der Informationsveranstaltung erklärte. 20 Prozent der Zufahrtstransporte und 60 Prozent der Abfuhrtransporte würden per Bahn erledigt, der Rest per Lastwagen. «Der Lastwagenverkehr stört jetzt schon ganz enorm», sagt Künzli. Künftig müssten die Anwohner mit rund vier- bis achtmal so viel Lastwagenfahrten und täglichem Rangierlärm zu Nachtzeiten rechnen. Nach Ansicht des Quartiervereins sollte die SwissImmoRec von der Reiatstrasse her eine Strasse zum Areal hinziehen, was diese aber ablehnt. Eine Option wäre für ihn auch der Bau einer Zufahrt über oder unter den Bahngeleisen. Da unter dem Areal Grundwasser fliesst, dürfe darauf gemäss einem Faktenblatt des Interkantonalem Labor keine Recyclinganlage zu stehen kommen, sagt Künzli – wobei Kurt Seiler vom Interkantonalen Labor dies so nicht bestätigen will. Bedenken bezüglich des neuen Quartierplans hat Künzli auch, was den Boden des Geländes anbelangt. «Die SwissImmoRec behauptet, dieser sei auflagengemäss versiegelt», so Künzli. Ihm zufolge liegt über den «Zementi»-Gebäuderesten im Untergrund über weite Strecken nur ein Abriebdeckel, der entsprechend undicht sei. Die maroden Kabelkanäle im Untergrund als Retentionsbecken zu verwenden, dürfe nicht toleriert werden, da das Meteor- und Geländewasser sonst in den Untergrund versickere und das Grundwasser und die noch vorhandeneneiszeitlichen Funde verschmutze. «Wenn der Boden richtig versiegelt wäre, könnte man darüber hinwegsehen», sagt Künzli. Es handle sich um ein «ganz sensibles Gebiet». Kesslerloch-Projekt gefährdet? Nun haben das Projekt zur Aufwertungdes Kesslerlochs und das Bauprojekt der SwissImmoRec im Grunde nichts miteinander zu tun. Aber Künzli meint: «Regierungspräsident Martin Kessler hat mir gesagt, dass wir den Fahrplan für das Kesslerloch gefährden, wenn der Verein weiterhin Opposition macht gegen das Bauvorhaben der SwissImmoRec.» Künzli befürchtet daher, dass die SwissImmoRec ihre Landabtretung an den Kanton an die Bedingung knüpfen könnte, dass sie ihr Bauvorhaben ungehindert durchführen kann. «Es wäre eine grosse Gemeinheit, nein: eine Erpressung, wenn die SwissImmoRec die beiden Dingemiteinander verknüpfen würde.» Er hofft, dass dies nicht der Fall sein wird. «Unser Ziel ist ganz klar: Entweder der Betrieb wird echt umweltfreundlich, ohne Verkehrs- und Lärmbelastung. Oder wir müssen Einsprache einlegen.» Der Verein werde sich daher den Quartierplan, der derzeit noch auf Kantonsebene geprüft wird, und anschliessend auch das Baugesuch ganz genau ansehen. Zitat: «Es wäre eine grosse Gemeinheit, nein: eine Erpressung.» Aldo Künzli, Vizepräsident Verein Wohnqualität Thayngen
Kesslerloch wird attraktiviert
Gestern Abend stellten Regierungspräsident Martin Kessler und die Kantonsarchäologin Katharina Schaeppi die Pläne für die Attraktivierung des Kesslerlochs vor. Das sieht sehr viel versprechend aus. Der Vorstand des Vereins Wohnqualität Thayngen wird zu gegebener Zeit, das heisst bei Vorliegen des Quartierplans, prüfen, ob die Anliegen hinsichtlich Wohnqualität gebührend berücksichtigt werden konnten. Mit einem gewissen Erstaunen musste man die herablassende Bemerkung des abtretenden Gemeindepräsidenten vernehmen, der die berechtigten Bedenken des VWT gegenüber dem von der Gemeinde unkritisch entgegengenommenen Ansiedlungsprojekt offenbar nur als lästig empfunden hat. Im Sinne eines kleinen Nachhilfeunterrichts sei deshalb festgestellt: Ohne das schnelle Handeln des VWT hätten wir jetzt einen unschönen Schrottsalat und alle Pläne zur Attraktivierung des Kesslerlochs wären unmöglich geworden respektive sinnlos gewesen. Nun aber hat der VWT nach 12 Jahren ein erstes positives Zeichen vernommen. Nachfolgend die Berichterstattung in den “Schaffhauser Nachrichten” vom 4. September 2020. 200904 SN Kesslerloch Ein Steinzeitpark beim Kesslerloch Das Kesslerloch in Thayngen ist beeindruckend, das Gelände rund um die national bedeutsame steinzeitliche Höhle hingegen weniger. Dies soll sich nun ändern: Jetzt soll dort eine moderne Anlage entstehen. Damit soll auch ein jahrelanger Nutzungskonflikt beigelegt werden. Zeno Geisseler Die Moderne hat die Altsteinzeit eingeklemmt: Das Kesslerloch in Thayngen liegt nur wenige Meter neben der Bahnlinie nach Deutschland und wenige Meter neben einem Industrieareal. In den Medien taucht das Kesslerloch praktisch nur noch als Ortsangabe auf, in Polizeimeldungen, wenn es auf der nahen Nationalstrasse wieder einmal einen Unfall gab. Dabei handelt es sich um einen historischen Ort von nationaler, ja, europäischer Bedeutung. 4000 Jahre lang lebten Menschen hier. Sie hinterliessen einzigartige Fundstücke, darunter schönste Kunstobjekte, aber auch Unmengen von Knochen, Speisereste, Waffen aus Knochen und Tausende Steinobjekte aus hartem, scharfem Silex. Nun sollen das Kesslerloch und seine Umgebung aufgewertet werden. Nach Süden hin, zur DB-Bahnlinie, gibt es dafür keinen Spielraum. Doch in Richtung Norden hat es Platz. Dort soll nun ein Park entstehen, mit Feuerstellen, einem Bächlein, Sitzelementen und sogar einer Arena als Unterrichtsort für Schulklassen. Gestern haben die Verantwortlichen beim Kanton das Projekt vorgestellt. «Seit 2009 steht die Attraktivierung des Kesslerlochs im Legislaturprogramm», sagte Baudirektor Martin Kessler (FDP) an einer Medienkonferenz. «Jetzt muss etwas gehen.» Diverse Projekte seien zuvor verworfen worden, gleich zwei Quartierpläne konnten nicht genehmigt werden. Doch damit soll es nun vorbei sein. Und: Endlich soll auch einer freundlichen Empfehlung aus Bern nachgekommen werden, das Gelände doch bitte aufzuwerten. Ursprünglich erhaltene Felswand Im Grundsatz geht es darum, eine Annäherung an den Urzustand zu erreichen. Früher lag das Kesslerloch am Ausgang eines kleinen Seitentals, dieses Seitental ist aber vor allem durch den Kalksteinabbau der «Zimänti» kaum mehr zu erkennen. Als einziges Element des Seitentals ist die Felswand verblieben, in der auch das Kesslerloch liegt. Das Gebiet bei der Felswand sei noch ursprüngliches Terrain, sagte Kantonsarchäologin Katharina Schäppi gestern. «Im Untergrund gibt es Schichten mit altsteinzeitlichen Funden von Silex und Knochen.» Dort gibt es auch einen viel weniger bekannten weiteren Fundort altsteinzeitlicher Objekte, die sogenannte «Neue Höhle» weiter nordwestlich. Entlang dieser Felswand, siehe auch die Illustration oben, soll nun der Park entstehen. Dazu werden neuzeitliche Aufschüttungen wieder abgetragen. Zur Abgrenzung zur Industriezone hin wird bei einem Industriegleis ein Erdwall aufgeschüttet. Dieser Wall wird mit Bäumen und Büschen bepflanzt, der Rest des Areals wird spärlich bewachsen sein. «Es soll der Eindruck einer endeiszeitlichen Landschaft entstehen», sagte Schäppi. Das Land, auf dem der Park geplant ist, gehört heute noch drei Eigentümern: dem Kanton, er besitzt vor allem das Stück unmittelbar vor dem Kesslerloch, der Gemeinde Thayngen (entlang der Felswand) und der Besitzerin des angrenzenden Industriegeländes, die Firma Swiss Immo Rec. Künftig wird der Kanton aber alleiniger Eigentümer sein, Thayngen und Swiss Immo Rec werden also ihre Landabteile abtreten. Für Swiss Immo Rec hat das Projekt noch weitere Folgen: In einem neuen Quartierplan wird eine Schutzzone abgebildet sein, das nutzbare Industrieareal wird reduziert. Eine weitere Rahmenbedingung: ein Verzicht auf Lärm- und erschütterungsintensive Arbeiten. «Der Eigentümer musste Federn lassen», sagte Schäppi. «Dafür», ergänzte Baudirektor Kessler, «sind jetzt zehn Jahre Ungewissheit vorbei. Es gibt jetzt klare Rahmenbedingungen, und die Firma weiss, was erlaubt ist und was nicht.» Kosten wird das Projekt den Kanton 1,4 Millionen Franken, verteilt auf drei Jahre. Mit dem Budget 2021 muss der Kantonsrat seine Einwilligung geben. Wenn alles gut läuft, soll der Park dann 2023 eingeweiht werden. Dies ist ein Jahr mit einer besonderen Bedeutung: Dann ist es genau 150 Jahre her, seit es beim Kesslerloch die ersten Ausgrabungen gab. Gestern Abend ist die Thaynger Bevölkerung über das Projekt informiert worden. «Grosse Chance für Thayngen», aber mit welchen Nebenwirkungen? Isabel Hempen Rund 70 Thayngerinnen und Thaynger lockte die Informationsveranstaltung zur Aufwertung des Kesslerlochs in den Reckensaal. Das Projekt, das bereits vor 15 Jahren in Angriff genommen wurde, habe viel Staub aufgewirbelt, meinte Gemeindepräsident Philippe Brühlmann. Für die Gemeinde sei das zum Teil «sehr unerfreulich» gewesen, und die Lösungsfindung habe viele Herausforderungen mit sich gebracht. Darunter zwei Volksentscheide, wie Brühlmann in einer Retrospektive beginnend ab dem Jahr 2006 aufzeigte, in dem die Neunutzung des Areals erstmals angegangen wurde. Und doch sei nun ein Erfolg erzielt worden, «unter Inkaufnahme von Reduktionen und Kompromissen», so der Gemeindepräsident. So sei mit den aktuellen Plänen die Nutzung des Geländes als Industrieareal weiterhin möglich, wie dies der Volksentscheid fordere. Die lokale Bevölkerung erhalte einen Mehrwert, während das Kesslerloch überregionale Ausstrahlung erlange. Es werde geschützt und aufgewertet, dabei würden die Anliegen diverser Interessengruppen befriedigt, und die Aufwertung sei eine ausgewogene Lösung für alle und das «Ende der Leidenszeit». Die reduzierte industrielle Nutzung schaffe Wertschöpfung, einen Erholungsraum für die Bevölkerung und schliesslich: eine «grosse Chance für Thayngen». Brühlmann stellte daraufhin den geplanten Beitrag der Gemeinde an das kantonale Projekt vor. Thayngen würde finanziell für die Erschliessung des Kesslerlochs aufkommen, wobei mehrere Varianten angedacht sind: verschiedene Optionen von Langsamverkehrsrouten für Fussgänger und Velofahrer südlich oder nördlich der Bahngleise, um die Besuchenden zum Kesslerloch zu leiten; die Erstellung von Parkplätzen auf gemeindeeigenem Land; und als teure, aber «beste und nachhaltigste Lösung» eine Unterführung direkt zum Kesslerloch hin. Die Reaktionen aus dem Publikum fielen gemischt aus. So fand das Projekt zwar durchaus Anklang;
Der Kanton Schaffhausen ist steinreich
Das Interesse an der heimischen Archäologie ist gross. Dies wurde am Samstag an der Eröffnung des Steinzeitpfades deutlich. Unter den Gästen sichtete man nicht nur Regierungsrat Martin Kessler, sondern auch einen Eiszeitjäger sowie zwei echte Rentiere. Andreas Schiendorfer THAYNGEN Mit einer Überraschung wartete Regierungsrat Martin Kessler zur Eröffnung des Steinzeitpfades in der Hugligrundscheune des Thaynger Gemeinderats Rainer Stamm auf. Archäologische Insider konnten zwar schmunzelnd nachvollziehen, dass der Kanton Schaffhausen steinreich ist – attraktiv in den Augen eines Steinzeitmenschen. Doch die korrekte Deutung des im Konstanzer Rosgartenmuseum im Exil weidenden Rentiers aus dem Kesslerloch hat sich noch nicht herumgesprochen. «Jedes Schaffhauser Schulkind lernt wohl das ‹weidende Rentier› kennen», erklärte Kessler. «Aber Achtung: Das männliche Rentier ist nicht am Weiden, sondern bereit zum Kampf gegen einen Rivalen im Wettstreit um ein Weibchen. Der steinzeitliche Künstler hat seine Umwelt genau beobachtet und treffsicher zu Papier, oder eben: ‹zu Geweih› gebracht.» Als Kind habe er auf den Äckern in Trasadingen oft versteinerte Stacheln von Seeigeln aufgelesen oder Teufelsfinger, also die Vorläufer der heutigen Tintenfische, erzählte der Vorsteher des Baudepartementes und damit auch der Kantonsarchäologie beim Apéro gut gelaunt. Und wegen seines Namens sei er mit seinem Vater wohl öfters im Kesslerloch gewesen als der Durchschnittsschaffhauser. Seine Affinität zur Steinzeit hatte Gemeindepräsident Philippe Brühlmann bereits anlässlich seiner Pfahlbauerferien im Sommer 2017 bewiesen. Nun schuf er für das Kesslerlochareal ein bemerkenswertes Rentierkunstwerk. Zudem ermöglichte er es Reiat Tourismus unter der Leitung von Robert Spichiger, in einem ersten Schritt wenigstens einen Teil des einstigen Moorsiedlungsareals zu pachten und unter den nötigen Schutz zu stellen. Brühlmann und Spichiger waren es denn auch, die den schon länger herumliegenden Stein ins Rollen brachten und die Kantonsarchäologie zur Realisierung des Steinzeitpfades motivierten. Das Herzstück des Pfades sind für Kantonsarchäologin Katharina Schäppi, die mit ihrem Team zahlreiche Originalfundstücke präsentierte, 13 Tafeln an neun verschiedenen Standorten. Für die beiden geologischen Tafeln im Kurzloch und im Langloch zeichnete Iwan Stössel, Co-Präsident der Naturforschenden Gesellschaft, verantwortlich, für die archäologischen Inhalte Franziska Pfenninger, die von Vorarbeiten des in den Ruhestand übergetretenen Kantonsarchäologen Markus Höneisen profitieren konnte. Die Kantonsarchäologin zeigte sich ebenfalls für eine Überraschung gut: Was müsse man tun, wenn man wissen wollte, welches Klima am Ende der Eiszeit in unserer Region herrschte? Katharina Schäppi: «Das Handy zur Hand nehmen und die Wetterprognose für den Säntis studieren.» Erst nach einer natürlichen Klimaerwärmung siedelten sich im Weier vor 5000 Jahren die ersten Thaynger an. Die Rentierjäger hingegen zogen ihrer Beute nach und verschwanden in den kühleren Norden. Am Samstag kam nun Rentierjäger André Schnellmann zuerst beim Hugligrund vorbei, um sich danach in der Station Vordere Eichen auf die Lauer zu legen. Die Rentiere aber waren von Salome Fürst und Dominik Brüllmann gewarnt und zur Station Untere Bsetzi geführt worden. Dort wurden die attraktiven Besucher aus Dachsen allerdings doch entdeckt, so etwa von einer Gruppe Thaynger Pfadis, die zuvor beim Pfahlbauerhaus bei Rainer Stamm gelernt hatten, Steinzeitbrötchen zu backen. Zweitartikel: Das Kesslerloch wird wieder zum Ziel von SchulreisenVom Munot zum Kohlfirst, vom Rheinfall bis zur Rheinau, zu den Randentürmen sowie durch den Klettgau zum Hallauerberg und zur Stadt Neunkirch lauten vier von 60 Vorschlägen für die schönsten Schulreisen, Vereinsausflüge und Familienwanderungen in der Ostschweiz, vorgestellt im Buch «Von der Höll’ ins Paradies» (1995). Das Kesslerloch in Thayngen, welches 50 Jahre zuvor eine Art nationales Archäologieheiligtum war, fehlte. Das ändert sich dank dem Steinzeitpfad. Davon ist Urs Leuzinger von der Kantonsarchäologie Thurgau überzeugt, nicht zuletzt dank der guten Anbindung an den öffentlichen Verkehr. «Man steigt in Zürich in den Zug und gelangt praktisch direkt zum Kesslerloch. Von hier aus führt eine attraktive und informative Wanderung nach Schaffhausen-Schweizersbild.» Vielleicht könne man den Lehrern Unterrichtsmaterial zur Verfügung stellen oder gar eine Kiste mit nachgemachten Steinzeitartefakten, ergänztesein St. Galler Berufskollege Martin Schindler, für den auch Führungen durch gut ausbildete Steinzeitmenschen denkbar wären. «Doch das kann die Kantonsarchäologie nicht leisten. Nun sind die Thaynger gefordert.» (schi)
Den eigenen Wurzeln auf der Spur
Im Gespräch mit: Robert Spichiger Reiat Tourismus und die Kantonsarchäologie eröffnen am 24. August an fünf Stationen den Steinzeitpfad. Robert Spichiger, Präsident von Reiat Tourismus, ordnet das neue Angebot aus touristischer und regionalgeschichtlicher Sicht ein. Andreas Schiendorfer Nach dem Reiatweg 2009, dem Findlingsweg 2012 und dem Biberweg 2014 folgt nun also ein Steinzeitweg. Thayngen setzt auf Spezialwege, um Wanderern von ausserhalb die Natur- und Kulturlandschaft des Reiats näherzubringen. Eine sinnvolle Investition? Herr Spichiger, so richtig mitreissend klingt der Name «Steinzeitpfad» ja nicht. Robert Spichiger: Darüber kann man geteilter Meinung sein. (lacht) Die Steinzeit ist die früheste Epoche der Menschheitsgeschichte. Wir gehen also gewissermassen zurück zu den Wurzeln unseres Daseins. Etwas Spannenderes kann es nicht geben, auch wenn wir nicht die gesamte, mehr als 2,5 Millionen Jahre dauernde Epoche abdecken, sondern uns an den Funden in der Region orientieren. Auf Thaynger Gemarkung sind dies natürlich das Kesslerloch und die Pfahlbausiedlung im Weier. Da aber der Steinzeitpfad bis nach Schaffhausen führt, gilt es beispielsweise auch das Schweizersbild zu erwähnen. Die Pfahlbausiedlung von Thayngen-Weier steht auf der gleichen Stufe wie der Stiftsbezirk St. Gallen oder die Pyramiden von Gizeh. Wenn man dies bedenkt, ist der Anblick, gerade auch aus der Sicht des Touristen, vielleicht eher enttäuschend. Spichiger: Thayngen-Weier wurde 2011 im Verbund mit 110 anderen Pfahlbausiedlungen in sechs Alpenländern aufgrund seiner kulturhistorischen Bedeutung in die Unesco-Welterbeliste aufgenommen – natürlich nicht aus ästhetischen Überlegungen heraus. Was die heutige Situation dieser vor rund 5000 Jahren angelegten Siedlung anbelangt, so habe ich zwei Seelen in meiner Brust – eine archäologische und eine touristische. Lassen wir zunächst die touristische Seele sprechen. Spichiger: Nach jahrelangen Bemühungen mit ernüchternden Phasen der Stagnation bin ich für den Moment sehr glücklich, doch wir sind noch nicht am Ziel. Wir erzielen aber eine klare Verbesserung, die ich als fünfte Etappe bezeichnen möchte. Am Anfang stand 1914 die Entdeckung der jungsteinzeitlichen Moorsiedlung durch Karl Sulzberger. Seit den Grabungen von Walter Ulrich Guyan stellen die Funde aus Thayngen ab 1950 einen attraktiven Schwerpunkt im Museum zu Allerheiligen dar, wobei ich die Kesslerlochfunde im gleichen Atemzug mit jenen aus der Moorsiedlung nennen möchte. Die dritte Etappe wäre dann die Aufnahme ins Weltkulturerbe mit drei Informationstafeln der Kantonsarchäologie sowie einer Informations-App des Vereins Palafittes. Die vierte Etappe beinhaltet, aus touristischer Sicht, 2017 das Pfahlbauhaus beim alten Weiher. Am 24. August werden nun die drei Informationstafeln aktualisiert. Zudem wird die Kantonsarchäologie auch zwei «Guck-Anlagen» installieren, durch welche man das Pfahlbaudorf von Norden respektive Südosten im Gelände betrachten kann. In einem nächsten Schritt soll – die nötigen Ressourcen vorausgesetzt – beim Pumpenhaus eine Hörstation eingerichtet werden. Wir planen auch einen Videofilm, der das damalige Leben veranschaulicht. Zudem möchten wir einen Container mit Fundobjekten aufstellen. Als weitere Etappe stelle ich mir eine optimierte Präsentation von Thaynger Fundobjekten auch im Reiatmuseum vor. Kommt nun das «Ja, aber», wenn Sie auf Ihre archäologische Seele hören? Spichiger: Es kommt immer wieder vor, dass die Unesco einzelne Stätten aus ihrer Liste entfernt, weil sie nicht den nötigen Schutz erhalten. Auch Thayngen-Weier ist in dieser Hinsicht ein Grenzfall. Die Fundstätte ist als archäologische Schutzzone definiert worden, doch entspricht dies nicht der Realität. Letztes Jahr konnte Reiat Tourismus bei den Schrebergärten einen Teil des ehemaligen Siedlungsgebiets in Pacht übernehmen und bis auf weiteres einer schonenden Grasbewirtschaftung zuführen. Der andere Teil sollte spätestens beim Auslaufen des Pachtvertrages ebenfalls der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung entzogen werden. Hat denn die Siedlung im Boden Schaden erlitten? Spichiger: Die Archäologen sind davon überzeugt, zumal neben der landwirtschaftlichen Nutzung auch der künstlich abgesenkte Grundwasserspiegel ein Problem darstellt. Doch das komplette Ausmass des Schadens kann man nur durch eine archäologische Untersuchung eruieren. Eine solche wurde zuletzt 1989 durchgeführt. Ein Wort zur Situation beim Kesserloch? Spichiger: Die Kantonsarchäologie stuft das Kesslerloch als international bedeutend ein und möchte es bestmöglich schützen. Im Zusammenhang mit dem noch ausstehenden Quartierplan finden Gespräche zwischen der Gemeinde und den Eigentümern des angrenzenden Areals statt, aber hierüber besitze ich keine näheren Informationen. Neben diesen erfreulichen Informationen muss man nüchtern feststellen, dass der Tourismus im Reiat grundsätzlich einen schweren Stand hat und mit der Schliessung des «Hüttenlebens» kürzlich sogar einen Rückschlag erlitt. Spichiger: Wir werden im Reiat nie einen Massentourismus erleben – und einen solchen wollen wir auch nicht, weil dies unsere Landschaft beeinträchtigen würde. Aber es wäre schön, wenn gewisse Einnahmen generiert werden könnten. Ich setze da auf die Fantasie unserer Gewerbetreibenden. Vielleicht gibt es schon bald Spezialitäten mit einem Namensbezug zum Kesslerloch oder zur Pfahlbauzeit. Ich selbst würde mir kostengünstige Übernachtungsmöglichkeiten wünschen. Leider scheint die Bed-and-Breakfast-Idee im Reiat noch nicht auf Anklang zu stossen. Wünschenswert wäre zudem ein Campingplatz beim Schwimmbad auf der Fallenwiese. Darüber hinaus dienen unsere wichtigsten Kulturgüter als Standortfaktor unserer kinderfreundlichen Wohngemeinde beziehungsweise als Identitätsfaktor für die neu hierher gezogenen Familien. Es ist also viel Potenzial da. Der Steinzeitpfad ist etwa acht Kilometer lang. Reiat Tourismus wird 30 Wegweiser, die Kantonsarchäologie 13 Tafeln mit gut verständlichen Informationen aufstellen. Im Bereich der Pfahlbausiedlung gibt es zwei touristische Tafeln zur Orientierung für Wanderer.Eröffnung Steinzeitpfad: 24. August (Ansprachen, Rundgang, Attraktionen). Steinzeitausstellung: 14. September im Kulturzentrum Sternen
In Thayngen: 100 Jahre Pfadi Kanton Schaffhausen
Vom 30. Mai bis zum 2. Juni feiert die Pfadi des Kantons Schaffhausen in Thayngen ihr 100-Jahr-Jubiläum. Als Willkomm publizieren wir an dieser Stelle als Downloadsammlung den einen oder anderen Artikel über die Pfadi. Diese Sammlung soll die offiziellen Pfadiseiten www.pfadi100.sh – www.pfadi.sh – www.pfadi-thayngen.ch. …Pfadiaktuell … 190523 Link zum Fernsehbeitrag …Pfadigeschichte…
Baukultur ist ein wesentlicher Bestandteil der Wohnqualität
Welche Liegenschaften in Thayngen sind aus der Sicht des Heimatschutzes besonders interessant und warum? Der Schaffhauser Heimatschutz hat sich nach Neuhausen am Rheinfall und Stein am Rhein intensiv mit Thayngen und seinen Ortsteilen befasst – und dabei vor allem eines festgestellt: Ein Flyer reicht eigentlich nicht aus, um unserer Baukultur gerecht zu werden. Lesen Sie dazu die Berichterstattung im “Thaynger Anzeiger”. Schweizweite Werbung für die Baukultur der Gemeinde In einer Faltblattreihe des Schweizer Heimatschutzes werden besondere Baudenkmäler vorgestellt. Das neueste Exemplar ist Thayngen und dem Unteren Reiat gewidmet. Letzte Woche war im «Sternen» Vernissage. Vincent Fluck. Die Schaffhauser Heimatschutz-Präsidentin Katharina Müller und Autor Pierre Néma mit dem Faltblatt «Thayngen und der Untere Reiat». Bild: vf 181023 THA Flyer Heimatschutz THAYNGEN Wer die Schweiz bereist und sich für Baudenkmäler interessiert, findet bei der Vereinigung Schweizer Heimatschutz einen guten Überblick. Bisher sind Dutzende von Faltblättern erschienen, die unter dem Titel «Baukultur entdecken» verschiedene Regionen der Schweiz abbilden. Die 43. Ausgabe ist letzte Woche druckfrisch ausgeliefert worden und ist Thayngen und seinen Ortsteilen gewidmet. Die Arbeit für dieses Faltblatt hat die Schaffhauser Heimatschutz-Sektion geleistet, insbesondere deren Vorstandsmitglied Pierre Néma. Der Schaffhauser Architekt begann vor rund einem Jahr mit den Recherchen und war, da er auch die Fotos beisteuerte, wiederholt vor Ort. Grösste Herausforderung sei der beschränkte Platz im Faltblatt gewesen, da der Seitenumfang und die Gestaltung vom Schweizer Dachverband vorgegeben ist. «Man muss sich genau überlegen, was man hineinnimmt», sagte Néma am Donnerstagabend anlässlich der Faltblatt-Vernissage im Kulturzentrum Sternen. So konnte er nur einen Teil der hiesigen Baudenkmäler berücksichtigen – das Schloss und die Zementi, um zwei Beispiele zu nennen, fielen aus der engeren Auswahl wieder heraus. Auch zu den auserkorenen Gebäuden war nur Platz für ein paar wenige Sätze. «Das ist unheimlich wenig und wird den Gebäuden fast nicht gerecht», sagte Néma. Tragisch sei dies aber nicht, denn in erster Linie solle das Faltblatt auswärtigen Besuchern einen Überblick geben. Und wer mehr wissen wolle, finde im Internet eine Fülle von weitergehenden Informationen. Auch drei Schulhäuser sind drin Auf der einen Seite des Faltblatts, das von der Druckerei Augustin hergestellt wurde, ist je ein Baudenkmal der vier Ortsteile im Unteren Reiat und von Barzheim wiedergegeben. Auch der Friedhof Opfertshofen bekam einen Eintrag, nicht wegen seiner baulichen Qualitäten, sondern wegen des beeindruckenden Ausblicks in die Hegaulandschaft. Auf der anderen Seite des Faltblatts sind Thaynger Gebäude abgebildet. Darunter sind die ehemaligen Gasthäuser Hirzen, Rebstock und Sternen sowie einige Industriebauten, darunter zwei Knorri-Gebäude. Überraschend haben auch die Schulhäuser Recken, Hammen und Reiat einen Eintrag erhalten. Zum Schulhaus Hammen schreibt der Autor, dass durch die terrassierte Anordnung des Gebäudekörpers ein übermässiges Bauvolumen vermieden wurde. Eine Erwähnung findet auch das erst kürzlich fertiggestellte Gebäude von WeinStamm. Der Autor schreibt, dass die Weinkellerei durch Qualität «aus dem Allerlei» der Industriezone hervorsteche. Ein Podest für die Gemeinde An der Vernissage, die von etwa zwei Dutzend Personen besucht war, sprach auch Gemeindepräsident Philippe Brühlmann. «Ich bin stolz, dass unsere Region auf ein Podest gehoben wird», sagte er. Ebenso erinnerte er daran, dass schon vor 12 000 Jahren die Rentierjäger des Kesslerlochs die Lebensqualität der Region erkannt hatten. Zu Wort meldete sich auch Katharina Müller, die ehemalige Kantonsbaumeisterin und heutige Präsidentin von Heimatschutz Schaffhausen. Sie dankte Pierre Néma für sein Engagement, das zum grossen Teil ehrenamtlich war. Gedankt wurde auch Bob Spichiger von Reiat Tourismus. Er war beratend zur Seite gestanden. Weitere Faltblätter in Arbeit Ursprünglich wollte Pierre Néma auch die Sehenswürdigkeiten des Oberen Reiats ins Faltblatt nehmen. Wegen der bereits erwähnten Platznot wird der Obere Reiat mitsamt den Ortschaften Bargen, Dörflingen und Merishausen in einem späteren Faltblatt behandelt. Auch für den Klettgau und für die Stadt Schaffhausen ist je ein Faltblatt in Vorbereitung. Bis die drei Faltblätter fertig seien, werde es wohl noch zwei bis drei Jahre dauern, sagte Néma. Das Thaynger Faltblatt ist das zweite, bei dem er die Federführung hatte. Das erste war Nummer 41, es widmete sich den Neuhauser Baudenkmälern und wurde vor einem Jahr veröffentlicht. (vf ) Das Heimatschutz-Faltblatt «Thayngen und der Untere Reiat» kann bei Heimatschutz Schaffhausen bestellt werden und kostet für Nichtmitglieder 2 Franken: www.heimatschutz-sh.ch.
Von der Zementfabrik Hofen zum Tonwerk Thayngen
Die Geschichte des “Tonwerks” soll aufgearbeitet und in Erinnerung gerufen werden. Das Tonwerk, hervorgegangen aus der 1861 gegründeten Ziegelfabrik Hofen, war während Jahrzehnten ein wichtiger Arbeitgeber im Reiat-Hegau. Wer die nachfolgenden Angaben, die laufend erweitert werden, ebenfalls ergänzen kann, ist gebeten, mit dem Verein Wohnqualität Thayngen oder dem Kulturverein Thayngen in Kontakt zu treten. Herzlichen Dank. Veranstaltungen: So. 09. September: Einweihung Infotafel Ziegelfabrik Hofen (Naturparkfest 40 Jahre Arbeitsgemeinschaft Pro Unterer Reiat) Fr. 14. September, 18.00: Andreas Schiendorfer. Die Ziegelfabrik Hofen, Eine Spurensuche vor Ort (Kulturerbejahr 2018) 11. Januar 2018: Vortrag Andreas Schiendorfer, Steigsaal, Schaffhausen 14. September 2017: Vernissage Ausstellung im Kulturzentrum Sternen, Thayngen 8. März 2017: Vortrag Andreas Schiendorfer, Rest. Gemeindehaus / Kulturverein Präsentationen: Präsentation Schaffhausen Präsentation Kulturverein Thayngen Medienartikel: Einst grösster Arbeitgeber im Reiat (Schaffhauser Wirtschaft, 1/2018, April, 42/43) Kunstkeramiker Mario Mascarin – Fortsetzung (Thayngens Beitrag zu moderner Kunstkeramik, Thaynger Anzeiger, 5. Dezember 2017) Toni Vio (Nachruf, Thaynger Anzeiger, 5. Dezember 2017) Hafner Konrad Lenhard (Thaynger Keramik im Berner Oberländer Stil, Thaynger Anzeiger, 14. November 2017) Ziegelgründer Jacob Buehrer (Ein Altmeister der Ziegelindustrie, Thaynger Anzeiger, 31. Oktober 2017) Keramik Weier (TA, 13. Oktober 2017) Von der Ziegelfabrik zum Tonwerk (TA, 3. Oktober 2017) Vortrag Kulturverein, 14.3.2017 (TA, 14. März 2017) Lift und Treppe in der Scheune (TA, 14. März 2017, geplanter Umbau) Verschiedene Artikel in einem PDF: Ausstellung im Kulturzentrum Sternen Empfehlenswere Webseiten: Ziegeleimuseum Cham Deutsches Dachziegelarchiv (Archiv Historische Dachziegel) Ziegelei Hundisburg (Technisches Denkmal)
Beitritt empfohlen: Kulturverein Thayngen
Wesentliche Beiträge zur Lebensqualität in Thayngen gehen vom Kulturverein aus. Und dies bereits seit 1873. Hundertzehn Jahre später wurde der Verein, in welchem Frauen längst eine wichtige Rolle spielten, in Vereinigung für Kultur und Heimatkunde umbenannt. Seit 2007 gilt der heutige Name “Kulturverein Thayngen Reiat”; letzteres ist wichtig: Kultur macht nicht an der Gemeindegrenze Halt, sondern ist eine (zumindest) regionale Angelegenheit. 2008 hat der Kulturverein die Trägerschaft über das Ortsmuseum Adler und das Kulturzentrum Sternen übernommen. Mehr über diesen Verein erfahren Sie auf den Webseiten http://www.kulturverein-thayngen.ch und www.kulturzentrum-thayngen.ch
Ein wenig ausgestorbener als anderswo
Denkt man an die Tiere der Eiszeit, so kommen einem unwillkürlich das Mammut und das Wollnashorn in den Sinn. Frühe Spuren von ihnen hat man auch im Kesslerloch gefunden. Andreas Schiendorfer Ausgestorbene Tiere üben eine enorme Faszination auf uns aus, denken wir nur an die verschiedenen Saurier vor Jahrmillionen. Auch das 2005 aufgegangene Mammutmuseum in Niederweningen erfreut sich grösster Beliebtheit. Doch: Die ersten Knochen und Stosszähne von Mammuts wurden dort erst 1890 – 16 Jahre nach der Ausgrabung in Thayngen – beim Bau der Wehntalbahn entdeckt. Der Kanton Schaffhausen darf als eine klassische Region des Mammuts beziehungsweise, wissenschaftlich ausgedrückt, des Wollhaarmammuts (Mammuthus primigenius) bezeichnet werden. «Mammuts hat man bei uns so ziemlich überall gefunden, wo es Kies gibt und dieser auch abgebaut wurde. Gefunden wurden meist Backenzähne oder Fragmente von Stosszähnen», erklärt dazu Kantonsarchäologe Markus Höneisen. «Wir kennen aus dem Klettgau Funde von Beringen, Wilchingen, Hallau und Trasadingen; aus dem Fulachtal von Herblingen und Thayngen.» Das Wollhaarmammut, eine ausgestorbene Gattung der Elefanten, entsprach bezüglich Grösse und Gewicht ungefähr dem heutigen Elefanten. Andere Mammutarten konnten aber deutlich grösser werden. Lange hatte man angenommen, das Mammut sei vor etwa 12 000 Jahren ausgestorben, neu weiss man nun aber, dass eine Zwergform auf der nordsibirischen Wrangelinsel bis vor 4000 Jahren zu überleben vermochte. Im Jahr 2008 gelang es sensationell, rund 70 Prozent der Erbinformation des Wollhaarmammuts zu entschlüsseln. Das Kesslerloch macht den Anfang Die Funde vom Kesslerloch sind aus nationaler Sicht besonders interessant, da neben Zähnen auch Knochen vorliegen, unter anderem von Jungtieren und Föten. Zudem gibt es Stosszahnfragmente mit Bearbeitungsspuren. Hauptsächlich wurden daraus Geschossspitzen und Schmuckanhänger hergestellt. Auch gibt es Indizien der Nutzung als Brennmaterial. Die Mammuts waren für die Steinzeitmenschen also weit mehr als nur eine Nahrungsquelle. Und der Kantonsarchäologe betont nochmals: «Das Kesslerloch steht natürlich – wie immer – am Anfang. Erst damals wurde man ja in der Region so richtig sensibilisiert auf derart alte Funde.» Im Jahr 1874 soll Konrad Merk bei seiner Grabung im Kesslerloch den Stosszahn eines Mammuts von 1,35 Meter Länge und einem Gewicht von 19 Kilogramm gefunden haben. Da er stark verwittert war, zerfiel er bei der Bergung in mehrere Teile. Merks Funde wurden von einem der damals renommiertesten Wissenschaftler, dem Basler Paläontologen Ludwig Rütimeyer, untersucht. Rütimeyers Begeisterung führte im Grabungsbericht zu einer aus heutiger Sicht amüsanten Steigerung und Wortschöpfung: «Noch ausgestorbener [sind] das Mammuth und das sogenannte sibirische Nashorn.» Der Mammutjäger ist entdeckt Auch Jakob Nüesch stiess 1899 bei seiner Kesslerlochgrabung auf Mammutknochen. In seinem Grabungsbericht stellte er unmissverständlich klar, wieso diese Funde von einmaliger Bedeutung waren – und für immer bleiben: «Das Kesslerloch hat den untrüglichen Beweis für die Gleichzeitigkeit der Existenz des Menschen mit dem Mammut und dem Rhinoceros erbracht; der Mammutjäger der Schweiz ist entdeckt.» Weil nur ein Bruchteil der mutmasslichen Kesslerlochknochen ausgegraben und ausgewertet worden ist, muss man mit Grössenangaben vorsichtig sein. Mit Bestimmtheit kann man aber sagen, dass das Mammut in allen Fundschichten vorkommt und von seiner Bedeutung her betrachtet für die damaligen Menschen gleich hinter den Rentieren, den Wildpferden und den Schneehasen an vierter Stelle liegt. Hannes Napierala konnte in seiner 2008 publizierten Nachuntersuchung der Kesslerloch- Fauna insgesamt 214 Mammut- Fragmente mit einem Totalgewicht von 15,2 Kilogramm bestimmen. Rarität: Thaynger Wollnashorn Das Wollnashorn (Coelodonta antiquitatis) hat deutlich weniger Spuren als das Mammut hinterlassen, weshalb man auch nicht allzu viel über diese mit dem heutigen Sumatra-Nashorn verwandte Tierart weiss. Das Wollnashorn lebte etwa ab 550 000 v. Chr. in den eiszeitlichen Kältesteppen Europas und im nördlichen Asien. Auch in unserer Region weisen Funde, die 1893 in den Kalktuffen von Flurlingen gemacht wurden, bis in die Zwischeneiszeit zurück. Vom Kesslerloch sind ebenfalls zehn Funde mit einem Gewicht von knapp zwei Kilogramm bekannt, darunter ein Oberschenkelknochen (Femur), der alleine fast ein Kilogramm wiegt. Eine Untersuchung im Jahr 2002 hat für einen «Fingerknochen» (Phalangen) aus dem Kesslerloch ein hohes Alter von rund 15 660 v. Chr. ergeben; dies bestätigt die Resultate der Sondiergrabungen von 1980, welche den Beginn der Kesslerlochnutzung deutlich früher ansetzen, als man zu Zeiten der alten Thaynger Ortsgeschichte von Johannes Winzeler geglaubt hatte. Auffallend ist, dass keine der Kesslerlochfunde aus den jüngeren Fundschichten stammen. Dies könnte darauf hindeuten, dass das Wollnashorn zur Zeit der jüngeren Belegungen des Kesslerloch in unserer Gegend bereits nicht mehr vorhanden war. Glücklicherweise lagern im Boden rund um das Kesslerloch noch genügend ungestörte, allerdings erschütterungsempfindliche Schichten,welche es unseren Nachfahren dereinst erlauben werden, diese und andere Fragen rund um die Eiszeitfauna zu beantworten. Zum Abschluss unserer Serie werden wir uns dem Wildpferd und dem weidenden Rentier widmen. Bereits erschienen: «In Thayngen auf den Hund gekommen» (25. August); «Dem Thaynger Löwen auf der Spur» (1. September); «Der Fachwelt Thaynger Bären aufgebunden» (8. September).