2. April 2019. Sehr besorgt um das Wohl von Mitarbeitenden und Bewohnern des Seniorenzentrums im Reiat zeigte sich Marco Passafaro (SP) in seiner Begründung der Interpellation «Altersheim – wie weiter?». Daneben folgte der Einwohnerrat Thayngen unter der Leitung von Ratspräsidentin Nicole Stump (FDP) viermal einstimmig den Anträgen des Gemeinderates.

Berichterstattung über die Einwohnerratssitzung vom 28. März 2019 im “Thaynger Anzeiger”, Andreas Schiendorfer (nur Teil Seniorenzentrum im Reiat, übrige Geschäfte siehe PDF)

Sprache spiegelt Einstellung wider
Das Reglement für das Seniorenzentrum im Reiat, das Reglement Spitex der Einwohnergemeinde Thayngen sowie der Leistungsauftrag für das Seniorenzentrum im Reiat waren im Dezember wegen unsorgfältiger sprachlicher Ausführung an den Gemeinderat zurückgewiesen worden. Nun aber wurden die überarbeiteten drei Papiere vom Rat im zweiten Anlauf ohne Diskussionen einstimmig genehmigt.

Eine einzige Änderung musste noch vorgenommen werden, weil das Wort «behindert» stehen geblieben war. Im Übrigen hatte man sich im Vorfeld darauf einigen können, weiterhin vertraute Formulierungen wie Heimvertrag, Heimarzt oder Heimbewohner (statt Gäste) zu verwenden. Der Leistungsauftrag wird gemäss Gemeindepräsident Philippe
Brühlmann (SVP) dem Kanton zur Genehmigung vorgelegt.

Gerüchte mit Fakten unterbinden
Die SP hat bekanntlich 6. März die Interpellation «Altersheim – wie weiter?» eingereicht. Sie wurde im «Thaynger Anzeiger» vom 12. März wörtlich abgedruckt und kann online unter www.thayngeranzeiger.
ch nachgelesen werden.

Als Erstunterzeichner begründete Marco Passafaro den Vorstoss. Man habe in den letzten drei Jahren viel über Kredite, Zusatzkredite und Stellenpläne diskutiert und um Kompromisse gerungen, das sensible Thema der «ungeheuren Personalfluktuation» hingegen hätten alle Fraktionen ausgeklammert und aus Diskretionsgründen in bilateralen Gesprächen zu thematisieren versucht, vergeblich. Der Gemeinderat habe jegliche Diskussion darüber aktiv unterbunden – mit dem Resultat, dass die Gerüchteküche brodle und man die wesentlichen Fakten den lokalen
Medien entnehmen müsse.

Persönlich habe er schon mehrfach erlebt, welche Belastungen Fusionen oder tief greifende Restrukturierungen für die betroffenen Mitarbeitenden und deren Familien darstellen könnten, führte Passafaro aus. «Das sind Extremsituationen – traumatische Situationen, welche mir noch heute in lebhafter Erinnerung sind.»

In Bezug auf das Seniorenzentrum im Reiat seien aber nicht nur Mitarbeitende und ihre Familien betroffen, sondern nicht zuletzt auch die Bewohnerinnen und Bewohner: «Im Alter braucht man wieder Bezugspersonen im Umfeld.

Unsere Mütter, Väter, Grossmütter und Grossväter im Altersheim brauchen eine Konstanz und damit Pflegepersonen, die nicht in kurzer Kadenz immer wieder wechseln.»

Normalerweise gehe man von einer Personalfluktuation von 3 bis 5 Prozent aus. «Die Zahlen bei uns im Altersheim gehen aber möglicherweise bis weit über 50 Prozent der Belegschaft in den letzten drei Jahren hinaus. Wie es leider auch scheint, ist der Trend in den letzten Monaten ungebrochen.»

In der Interpellation werden acht konkrete Fragen zu Personalfluktuation, Personalzufriedenheit und Imagepflege gestellt. Gemeindepräsident Philippe Brühlmann erklärte sich bereit, den Vorstoss entgegenzunehmen. Ungewöhnlich scharf reagierte er, als der Interpellant von «widrigen Bedingungen» sprach.

Dem Thaynger Journalisten Kevin Brühlmann dankte Manuela Heller (EDU) für seine Recherchearbeit. Sie erhalte seit Dezember 2017 sehr viele Reaktionen von früheren Mitarbeitenden und sei «fassungslos» darüber, was sie zu hören bekomme: «Man berichtete mir von flächendeckenden ungenügenden Beurteilungen – mitten in der Bauphase, wo die Heimangestellten aufgrund der Ausnahmesituation eigentlich eine Wertschätzung verdient hätten.»

Lob an die Mitarbeitenden

Demgegenüber betonte Heini Bührer (SVP), er könne nicht verstehen, was andere «für ein Problem mit dem Heim haben». Seine Mutter werde im Seniorenzentrum «super betreut und bekocht», wofür er sich bei den betreffenden Mitarbeitenden bedanken möchte.

Auch Interpellant Passafaro bestätigte, dass der Einsatz der Mitarbeitenden zum Wohle der Bewohnerinnen und Bewohner in der Tat höchst verdankenswert sei.

Auf Anfrage von Martin Müller (SVP) erklärte Gemeinderat Adrian Ehrat (FDP), man habe nach der ersten Bauetappe die Abnahme des Parkettbodens verweigert, weshalb nun, mehrheitlich als Garantiearbeit, nachgebessert werden müsse.

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