2020 – das Jahr der Pflege
Während nun bald vier Jahren setze ich mich unermüdlich und mit viel Herzblut für das Seniorenzentrum im Reiat (SIR) ein, insbesondere für die Angestellten der Pflege. Mit diversen Aussagen habe ich mich immer wieder für sie eingesetzt. Die Protokolle des Einwohnerrats sind öffentlich und jederzeit auf der Gemeindehomepage einsehbar: Politik/Einwohnerrat/ Protokolle. 200825 THA Kolumne Einwohnerrätin Manuela Heller Auch hier im «Thaynger Anzeiger» durfte ich schon mit zwei Artikeln meine persönliche Meinung äussern. Für eine unabhängige und demokratische Meinungsbildung finde ich diese Möglichkeit sehr wertvoll. Aufgrund meiner langjährigen Pflegeerfahrung habe ich gewusst, dass die tiefen Besa-Einstufungen nicht stimmen konnten. Diese Pflegebedarfseinstufungen sind das wichtigste Instrument zur Berechnung der benötigten Pflegeminuten je Bewohner, wonach die effektiv erforderlichen Pflegestellen berechnet werden. Am 24. April 2018 habe ich zur Vernehmlassung der Heimtaxenstruktur eine Empfehlung für die Stellenplanung der Pflege geschrieben und dem Gemeinderat eingereicht. Die Ergebnisse aus den Fraktionen wurden zusammengefasst und für den Einwohnerrat eine Übersicht erstellt. Hätte man sie ernst genommen, wäre es mit Sicherheit anders gekommen. Trotzdem wurde vom Gemeinderat ein anderer Weg gefahren, was sehr bedauerlich und tragisch ist. Man wusste, dass die Einstufungen zu tief sind und die Pflege dadurch unterdotiert war. Trotzdem wurden im August 2019 durch einen Gemeinderatsbeschluss weitere 540 Stellenprozente nur in der Pflege abgebaut, obwohl zu diesem Zeitpunkt schon fast alle erfahrenen, einheimischen und langjährigen Mitarbeitenden bereits nicht mehr da waren. Zu den Gründen wurde seit Ende März 2018 in einer Schaffhauser Wochenzeitung immer wieder berichtet, seit April 2019 auch in den «Schaffhauser Nachrichten». Gegenseitige Beleidigungen und Schuldzuweisungen sind in keiner Weise zielführend und haben eine sachliche Diskussion im Einwohnerrat verhindert – mit fatalen Folgen. Für mich geht es mehr um Wahrheit als um Schuld. Alle reden von Aufarbeitung, aber niemand tut es wirklich. Die Leidtragenden sind alle direkt Betroffenen, die ehemaligen Angestellten und ihre Familien sowie die Heimbewohner und ihre Angehörigen. Unser Ziel muss sein, dass alle wollen, dass so etwas nie wieder passiert. Es darf nicht sein, dass, wer das Gemeindepräsidium innehat, auch das SIR operativ führt und gleichzeitig auch noch mit dem Kommissionspräsidium das Aufsichtsgremium leitet. Dazu müssten auch im Reglement für das SIR entsprechende Anpassungen vorgenommen und die Zuständigkeiten für die Aufsicht neu geregelt werden. Dies würde mirzeigen, dass man ehrlich gewillt ist, für Menschlichkeit, Gerechtigkeit und Wertschätzung im Umgang mit den Angestellten im SIR zu sorgen. Manuela Heller, Einwohnerrätin EDU Im Text hervorgehobenes Zitat: «Für mich geht es mehr um Wahrheit als um Schuld. Alle reden von Aufarbeitung, aber niemand tut es wirklich.» Aus dem EinwohnerratEinmal im Monat äussert sich eine Einwohnerrätin oder ein Einwohnerrat zu einem selbst gewählten Thema. Die dabei vertretenen Ansichten müssen nicht mit jenen der Redaktion übereinstimmen. (r.)
Die verzweifelte Suche nach Besa-Punkten
22. August 2019. Im Seniorenzentrum im Reiat werden 5,4 Stellen in der Pflege abgebaut. Dies erklärte Gemeindepräsident Philippe Brühlmann an der Einwohnerratssitzung. Genehmigt wurde ein Kredit für ein Regenklärbecken. Andreas Schiendorfer THAYNGEN. Wer das Seniorenzentrum im Reiat besucht, kann zwar nicht das Gras wachsen hören. Aber er sieht es wachsen, das Gras, täglich werden die Narben aus der langen Bauzeit besser überdeckt. Das wünschen sich alle, der Gemeindepräsident, die Heimleitung, das Personal und auch die SP-Einwohnerräte. Diese verlangte mit zwei Interpellationen Fakten und damit mehr Transparenz. Zunächst über die hohe Personalfluktuation – 84 Mitarbeitende verliessen zwischen August 2016 und März 2019 diesen Arbeitsplatz (die SN berichteten). Dann über die schlechten Rechnungsabschlüsse der letzten drei Jahre und insbesondere über die frappante Diskrepanz zwischen Budget und Jahresergebnis. Erstunterzeichner Renato Sala verzichtete denn auch auf eine lange Interpellationsbegründung, die Zahlen allein sind bitter genug: Von 2016 bis 2018 beträgt das kumulierte Defizit 3,22 Millionen Franken; das Gesamtdefizit lag um nicht weniger als 1 699 264 Franken über den jeweiligen Budgets. Und am schlimmsten: Die Tendenz liess eine weitere Steigerung befürchten. Tatsächlich wartete Gemeindepräsident Philippe Brühlmann mit einer Hiobsbotschaft auf, die vergessen liess, dass die meisten Fragen der Interpellation weitgehend unbeantwortet blieben: Per Ende Juli 2019 belief sich das Defizit des Seniorenzentrums im Reiat auf 1,05 Millionen Franken, sodass man bis Ende Jahr ein solches von 1,4 bis 1,6 Millionen Franken befürchten musste. Auf eine spätere Nachfrage von Karin Germann (SVP) erklärte sich Brühlmann bereit, der Legislative einen Nachtragskredit vorzulegen. Der Gemeinderat zog vor wenigen Tagen den Stecker und beschloss ein ganzes Massnahmenbündel: Insbesondere werden 540 Stellenprozent in der Pflege abgebaut und zwei Gruppen organisatorisch zusammengeführt. Vorgegeben wird zudem der Abbau der teilweise massiven Überstunden. Auch die Taxordnung wird nochmals überdacht. Auf seiner Ursachenforschung ging der Gemeindepräsident in einem rund einstündigen Statement bis ins Jahr 2011 zurück und zeigte auf, dass bereits seinem Vorgänger respektive dem damaligen Gemeinderat bei der Abstimmungsvorlage keineswegs der grosse Wurf gelungen war. Und jedes Mal, wenn sich die Experten näher mit der mutmasslichen Auslastung befassten, ging die prognostizierte Bettenzahl zurück und auch die Besa-Punkte der Heimbewohner, die den Grad der Pflegebedürftigkeit und damit der Entschädigung anzeigen. Mittlerweile ist man bei einem sehr tiefen Durchschnitt von 4,52 Besa-Punkten angelangt. Die Ursache für den Rückgang der Belegung sieht Brühlmann persönlich nicht zuletzt beim Reputationsverlust, der durch die «politisch motivierten» Voten der SPFraktion – Paul Zuber und Marco Passafaro liessen das so nicht stehen – und die Medien zurückzuführen ist. Daneben kommt in Thayngen auch der Grundsatz «ambulant vor stationär» zum Tragen. Schliesslich legte Brühlmann ein «realistisches» Rohbudget für 2020 vor, das von einer tiefen Besa-Zahl und einer hohen Belegung mit 74 Bewohnerinnen und Bewohnern ausgeht, was ein Defizit von 330 000 Franken ergibt. Regenklärbecken nicht unumstrittenEbenso lang wie über das Seniorenzentrum wurde vorgängig über das Regenklärbecken Sandbühl diskutiert. Die Vorlage von Gemeinderat Walter Scheiwiller über 780 000 Franken war für den Einwohnerrat so überraschend gekommen, dass sich recht viele Fragen stellten, auch wenn die Notwendigkeit an und für sich unbestritten war. Gegen die Vorlage stimmten schliesslich Patrick Flückiger (FDP), weil für ihn, als Experten, einige technische Fragen unbeantwortet blieben, sowie Urs Winzeler (SVP), dem ein Gesamtkonzept fehlte. Die Ausgaben bewegen sich im Rahmender jährlichen Investitionen in das kommunale Abwassernetz, dennoch hat im November das Stimmvolk das letzte Wort. Unter Verschiedenes hörte man, dass Thayngen mit 5503 Bewohnern eine magische Grenze überschritten hat. Ratspräsidentin Nicole Stump (FDP) musste zudem den berufsbedingten Rücktritt von Polizist Martin Müller (SVP) bekannt geben.
Das Reckenschulhaus soll aufgestockt werden
12. April 2019: Gleich zwei Veranstaltungen führte der Gemeinderat Thayngen am Mittwochabend durch. Während die Erzählzeit ohne Grenzen gut besucht war, hätte im Reckenschulhaus der Orientierungsabend zu den Abstimmungen vom 19. Mai mehr Interesse verdient. Ein Artikel von Andreas Schiendorfer in den “Schaffhauser Nachrichten”. Die Abstimmung vom 19. Mai ist so wichtig, dass wir die aktuelle Berichterstattung über das Alterswohnheim Thayngen respektive das Seniorenzentrum im Reiat in Thayngen hintenanstellen. Die neusten Artikel über dieses Thema finden Sie in der Rubrik “Medien”. Die kinderfreundliche Gemeinde Thayngen zeichnet sich durch ein moderates, aber kontinuierliches Wachstum aus. Erfreulicherweise haben auch junge Familien den Reiat als attraktiven Wohnstandort entdeckt. «600 Schülerinnen und Schüler zählen wir gegenwärtig in Thayngen. Wenn nur ein Bruchteil ihrer Eltern heute Abend gekommen wäre, hätten wir Platzprobleme bekommen», erklärte Schulreferentin Andrea Müller. «Wenn ich das so deuten darf, dass die Vorlage unbestritten ist und am 19. Mai klardurchkommt, soll es mir natürlich recht sein.» Transparenz statt SalamitaktikMinutiös zeigte Andrea Müller Schritt für Schritt das Vorgehen bei Evaluierung und Vergrösserung des Angebots an Schulraum auf. Der Gemeinderat habe die Lehren aus den Fehlern des Umbaus des Seniorenzentrums im Reiat gezogen, betonte Müller. So stützt man sich auf eine Studie der Wirtschaftsförderung ab, die zeigt, dass nach einer kurzen Spitze im Unterstufenbereich in den nächsten Jahren vor allem ein Bedarf nach zusätzlichem Schulraum für die Oberstufe besteht. «Um den Schulraum zeitnah korrekt und stufengerecht zu planen, hat sich die neunköpfige Kommission für eine zweistufige Schulraumentwicklung entschieden», erläuterte die Schulreferentin und wies darauf hin, dass es im Rahmen der Schulraumplanung 2021+ gelte, mittelfristig eine Optimierung respektive Zusammenlegung der Kindergarten- und Schulräume im Silberberg anzugehen. «Ich mache nicht in Salamitaktik», stellte Andrea Müller klar. «Die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger haben ein Recht darauf, zu erfahren, dass der Abstimmung vom kommenden Monat später zwingend eine weitere folgen wird.» Nach der Prüfung verschiedener Standorte habe sich aus schulischer und raumplanerischer Sicht eine Aufstockung des Reckenschulhauses aufgedrängt, dies unter weitgehender Beibehaltung des optischen Gesamteindrucks. Grösstmögliche PlanungssicherheitIm Januar 2018 entschied sich der Gemeinderat, die Umsetzung mit einem Gesamtdienstleister zu realisieren. Zudem wurde Marcel Brodtbeck, BBS Ingenieure AG, als externer Bauherrenvertreter bestimmt. Ziel des Ganzen: höchste Kostengenauigkeit, höchste Terminsicherheit, weniger Schnittstellen zwischen Gemeinde und Unternehmer. Nach einer Präqualifikation mit zwölf Bewerbern wurden im Mai 2018 für die zweite Stufe, bei der nicht allein die Kosten ausschlaggebend waren, fünf Bewerber eingeladen, darunter ein Konsortium aus Thayngen. Den Zuschlag bekam die Winterthurer Baltensperger AG; der Rekurs eines auswärtigen Wettbewerbsteilnehmers beim Obergericht ist hängig. Die Kosten belaufen sich auf 2,6 Millionen Franken. Es sind genügend Reserven enthalten, und vom Kanton darf man einen Subventionsbeitrag in Höhe von rund einer Viertelmillion erwarten. Der Baustart erfolgt in den Sportferien 2020, die neuen Schulräume sollen Ende Juli bezugsbereit sein – vorausgesetzt, der Souverän stimmt der Vorlage am 19. Mai zu. Für Schulleitungen mit KompetenzenIn einer zweiten Abstimmung geht es um die Verankerung einer Schulleitung mit Kompetenzen in der Ortsverfassung, wie Schulpräsidentin Irene Walter-Passafaro ausführte. «In der Praxis wird sich wenig ändern, denn die Schule Thayngen wird bereits seit 16 Jahren geleitet», betonte sie. Der grösste Unterschied dürfte sein, dass die 90 Lehrpersonen künftig durch die professionelle Schulleitung und nicht durch die ehrenamtlichen Schulbehördemitglieder beurteilt werden und dass es keine administrativen Umwege und Leerläufe mehr gibt. Während die dreiköpfige Schulleitung die operativen Entscheide in eigener Kompetenz fällt, werden die strategischen Ziele der Schule weiterhin durch die Schulbehörde bestimmt. Weitere Anpassungen vornehmenDa man die Ortsverfassung ohnehin anpassen muss, werden, so Gemeindepräsident Philippe Brühlmann, einige weitere Anpassungen vorgenommen, welche durch geänderte gesetzliche Bestimmungen oder durch die Fusion begründet sind. Dabei geht es beispielsweise um die Wahl der Friedensrichter, die Anzahl Stimmenzähler oder um das Erteilen des Gemeindebürgerrechts. Nicht zuletzt soll eine offenere Formulierung der gemeinderätlichen Referate eine flexiblere Verteilung der Aufgaben ermöglichen.
Heimlich abgehört
11. April 2019. Seit Jahren begleitet Kevin Brühlmann, Journalist der schaffhauser az, die Entwicklung(en) im Seniorenzentrum im Reiat in Thayngen respektive im Altersheim Thayngen, wie er es bezeichnet. Da nicht alle Bewohnerinnen und Bewohner der Gemeinde Thayngen die shaz abonniert haben und diese Beiträge wesentlich sind, um sich eine eigene Meinung zu bilden, publizieren wir auf dieser Webseite diese wie alle anderen wesentlichen Beiträge zum Thema. Bei der shaz-Berichterstattung vom 11. April war ein Kommentar von Marlon Rusch beigefügt, den wir am Schluss des Artikels anfügen. ENTHÜLLT Bespitzelung des Personals und ein Strafregister: Der Leiter des Thaynger Altersheims setzt auf dubiose Führungsmethoden. An einem Dienstagabend im Herbst 2017 fährt eine Handvoll Angestellter des Altersheims Thayngen ins Restaurant «Rosenegg» nach Rielasingen. Bei einem Essen will man einen langjährigen Kollegen verabschieden, der sich mit der Heimleitung überworfen und gekündigt hat. In privatem Rahmen reden die Angestellten auch über ihre Arbeit, etwa über den Heimleiter oder das neue Inventar. Am nächsten Tag wird eine dieser Angestellten zum Heimleiter zitiert. Als sie bei ihm ist, nimmt er ein Dokument in die Hand und liest daraus vor. Es sind Aussagen, die sie am Abend zuvor während der privaten Abschiedsfeier gemacht hat. Die Angestellte ist schockiert; die Aussagen stimmen peinlich genau – etwa, dass sie sagte, das neue Geschirr sei nicht zumutbar. Also fragt sie den Heimleiter, woher er die Aussagen habe. Nach einigem Hin und Her gibt er zu, dass eine weitere Angestellte, die beim Abschiedsessen dabei war, das Gespräch im Restaurant unbemerkt dokumentierte und an ihn weitergab. Er drängt sie, das Protokoll mit den belastenden Aussagen zu unterschreiben. Sie weigert sich, worauf sie eine Abmahnung kassiert. Später wird die Angestellte entlassen. Die Spitzelin hingegen, damals einfache Mitarbeiterin, hat heute eine Kaderposition inne. Ein Heimleiter, der seine Angestellten privat überwachen lässt? Der ihm zugeneigte Mitarbeitende als Spitzel beauftragt? Der das Ausspionieren mit Beförderungen belohnt? Das klingt verrückt, nach DDR-Methoden. Doch genau so erzählt es die abgehörte Angestellte gegenüber der AZ. Belegt wird diese Version durch ein Dokument. Darin gesteht die Spitzelin, dass sie das Gespräch ihrer Arbeitskolleginnen und -kollegen dokumentierte und weitergab (offen bleibt, ob das Wortprotokoll auf einer Handy-Tonaufnahme oder auf Weitererzählen basiert). Die Angestellte ist nicht die Einzige, die von Bespitzelungen berichtet. Rund ein Dutzend aktueller und ehemaliger Angestellter hat sich bei der AZ gemeldet, «um über die Zustände im Heim» zu reden. Die grösstenteils langjährigen Mitarbeitenden sind, mit einer Ausnahme, aus freien Stücken auf die Zeitung zugekommen. Die AZ berichtete bereits mehrmals kritisch über das Heim. Alle Angestellten sprachen von einer «Notsituation» im Heim, von «Kontrollwahn» des Heimleiters und einem «katastrophalen Arbeitsklima». 78 von 100 wegDer Heimleiter, er heisst Stefan Dennler, tritt seine Stelle im August 2016 an. Gemeindepräsident Philippe Brühlmann, der fürs Altersheim zuständig ist, beauftragt Dennler, «aufzuräumen». Denn kurz zuvor hatte eine externeQualitätsanalyse ergeben, dass das Heim mehrere Dutzend Mängel aufweise. Die Mitarbeitenden bekommen Dennler erst an seinem ersten Arbeitstag zu Gesicht. Eine Pflegerin erinnert sich: «Es war heiss, ein Augusttag. Herr Dennler trug einen Anzug und schwitzte stark. Ich bot ihm ein Glas Wasser an. Doch er herrschte mich nur an: ‹Welche Funktion haben Sie hier?›» Ein anderer Pfleger sagt: «Ich fand es merkwürdig, dass er eine Napoleon-Figur in seinem Büro aufstellte. Mit der Zeit verstand ich, weshalb.» Schon nach wenigen Wochen beginnt ein Personal-Exodus. Die Angestellten, die heute noch da sind, nehmen es mit Galgenhumor. Die Begrüssung unter den Dagebliebenen lautet so: «Oh, du bist immer noch hier?» Im Zeitraum zwischen jenem August 2016 und Ende Januar 2019 verliessen 51 der insgesamt 100 Angestellten den Betrieb. Dies zumindest ist die Zahl, die Gemeindepräsident Brühlmann gegenüber der AZ nennt. Als Begründung für die Abgänge sagte der SVP-Politiker wiederholt, dass die allermeisten Angestellten Veränderungen akzeptieren würden «und einige eben nicht». In einem internen Dokument, das für den Gemeinderat bestimmt ist, werden im gleichen Zeitraum sogar 78 Abgänge aufgeführt, davon allein 48 in der Pflege. Neben dem Austrittsdatum sind auch die Gründe für die Kündigungen aufgeführt (die meisten gingen von sich aus). Dort werden mehrheitlich Fehler der Angestellten angegeben: «Kann mit Situation in Demenzabteilung nicht umgehen», «gegenseitiges Missvertrauen [sic], schlechte Arbeitsleistung», «Wollte nicht mehr in der Nacht arbeiten» oder «Ungenügende Arbeitsleistung sowie Missbruch [sic] Vertrauen». Die Angestellten, die sich bei der AZ gemeldet haben, schütteln den Kopf. Nachdem sie alle jahrelang gute bis sehr gute Qualifikationen erhalten hatten, wurden sie in den letzten zweieinhalb Jahren zum Teil massiv schlechter bewertet. Drei Viertel von ihnen haben mittlerweile gekündigt. Sie haben problemlos eine neue Stelle in einem anderen Altersheim gefunden. Sie alle sagen, sie hätten gerne weiterhin in Thayngen gearbeitet, doch sie hätten es nicht mehr ausgehalten. Warum nicht? 1. Kontrollsytem«Der Kontrollwahn ist enorm», sagen mehrere Angestellte. Sie berichten davon, wie Heimleiter Dennler an Türen lausche. Oder wie er mit dem Handy herumlaufe und Fotos von Fehlern der Angestellten mache, zum Beispiel von Taschen, die nicht versorgt wurden. Er führe eine Art «Strafregister», worin er sämtliche Verfehlungen mit Datum dokumentiere. Dabei greife er auf ein System von Informantinnen und Informanten zurück, wie zum Beispiel bei der Bespitzelung des privaten Abschiedsessens. Eine Pflegerin erzählt: «Er warf mir vor, ich hätte Medikamente vom Boden aufgelesen und einer Bewohnerin gegeben. Abgesehen davon, dass das nicht stimmt, war er an diesem Tag gar nicht vor Ort. Als Quelle kommt höchstens das Reinigungspersonal infrage, das damals auf demselben Stock arbeitete.» 2. Niedrige LöhneMindestens zwei Pflegehilfen absolvierten eine Ausbildung zur Fachfrau Gesundheit. Nach erfolgreicher Abschlussprüfung erhielten sie jedoch nicht – wie früher üblich – den vollen Lohn als Fachkraft, sondern weiterhin den Ansatz für Pflegehilfen. Dies, obschon die Funktion im Stellenbeschrieb nach der Ausbildung auf «FaGe / FaBe» angepasst wurde (einer dieser Stellenbeschriebe liegt der AZ vor). Beschwerden wurden vom Gemeinderat abgewiesen; erst nach langem Hin und Her wurden die Löhne angepasst. Bei den Verhandlungen habe sich Dennler «aggressiv wie eine englische Bulldogge» verhalten, so eine Angestellte. 3. Personalnot«Wir sind in einer Notsituation», sagen mehrere Pfleger und Pflegerinnen. Der Personalmangel sei akut. «Man weiss nie, ob am nächsten Tag genug Personal da ist.» Pro Tag seien zwei bis vier
Auskunft gefordert über «ungeheure Personalfluktuation»
2. April 2019. Sehr besorgt um das Wohl von Mitarbeitenden und Bewohnern des Seniorenzentrums im Reiat zeigte sich Marco Passafaro (SP) in seiner Begründung der Interpellation «Altersheim – wie weiter?». Daneben folgte der Einwohnerrat Thayngen unter der Leitung von Ratspräsidentin Nicole Stump (FDP) viermal einstimmig den Anträgen des Gemeinderates. Berichterstattung über die Einwohnerratssitzung vom 28. März 2019 im “Thaynger Anzeiger”, Andreas Schiendorfer (nur Teil Seniorenzentrum im Reiat, übrige Geschäfte siehe PDF) Sprache spiegelt Einstellung widerDas Reglement für das Seniorenzentrum im Reiat, das Reglement Spitex der Einwohnergemeinde Thayngen sowie der Leistungsauftrag für das Seniorenzentrum im Reiat waren im Dezember wegen unsorgfältiger sprachlicher Ausführung an den Gemeinderat zurückgewiesen worden. Nun aber wurden die überarbeiteten drei Papiere vom Rat im zweiten Anlauf ohne Diskussionen einstimmig genehmigt. Eine einzige Änderung musste noch vorgenommen werden, weil das Wort «behindert» stehen geblieben war. Im Übrigen hatte man sich im Vorfeld darauf einigen können, weiterhin vertraute Formulierungen wie Heimvertrag, Heimarzt oder Heimbewohner (statt Gäste) zu verwenden. Der Leistungsauftrag wird gemäss Gemeindepräsident PhilippeBrühlmann (SVP) dem Kanton zur Genehmigung vorgelegt. Gerüchte mit Fakten unterbindenDie SP hat bekanntlich 6. März die Interpellation «Altersheim – wie weiter?» eingereicht. Sie wurde im «Thaynger Anzeiger» vom 12. März wörtlich abgedruckt und kann online unter www.thayngeranzeiger.ch nachgelesen werden. Als Erstunterzeichner begründete Marco Passafaro den Vorstoss. Man habe in den letzten drei Jahren viel über Kredite, Zusatzkredite und Stellenpläne diskutiert und um Kompromisse gerungen, das sensible Thema der «ungeheuren Personalfluktuation» hingegen hätten alle Fraktionen ausgeklammert und aus Diskretionsgründen in bilateralen Gesprächen zu thematisieren versucht, vergeblich. Der Gemeinderat habe jegliche Diskussion darüber aktiv unterbunden – mit dem Resultat, dass die Gerüchteküche brodle und man die wesentlichen Fakten den lokalen Medien entnehmen müsse. Persönlich habe er schon mehrfach erlebt, welche Belastungen Fusionen oder tief greifende Restrukturierungen für die betroffenen Mitarbeitenden und deren Familien darstellen könnten, führte Passafaro aus. «Das sind Extremsituationen – traumatische Situationen, welche mir noch heute in lebhafter Erinnerung sind.» In Bezug auf das Seniorenzentrum im Reiat seien aber nicht nur Mitarbeitende und ihre Familien betroffen, sondern nicht zuletzt auch die Bewohnerinnen und Bewohner: «Im Alter braucht man wieder Bezugspersonen im Umfeld. Unsere Mütter, Väter, Grossmütter und Grossväter im Altersheim brauchen eine Konstanz und damit Pflegepersonen, die nicht in kurzer Kadenz immer wieder wechseln.» Normalerweise gehe man von einer Personalfluktuation von 3 bis 5 Prozent aus. «Die Zahlen bei uns im Altersheim gehen aber möglicherweise bis weit über 50 Prozent der Belegschaft in den letzten drei Jahren hinaus. Wie es leider auch scheint, ist der Trend in den letzten Monaten ungebrochen.» In der Interpellation werden acht konkrete Fragen zu Personalfluktuation, Personalzufriedenheit und Imagepflege gestellt. Gemeindepräsident Philippe Brühlmann erklärte sich bereit, den Vorstoss entgegenzunehmen. Ungewöhnlich scharf reagierte er, als der Interpellant von «widrigen Bedingungen» sprach. Dem Thaynger Journalisten Kevin Brühlmann dankte Manuela Heller (EDU) für seine Recherchearbeit. Sie erhalte seit Dezember 2017 sehr viele Reaktionen von früheren Mitarbeitenden und sei «fassungslos» darüber, was sie zu hören bekomme: «Man berichtete mir von flächendeckenden ungenügenden Beurteilungen – mitten in der Bauphase, wo die Heimangestellten aufgrund der Ausnahmesituation eigentlich eine Wertschätzung verdient hätten.» Lob an die Mitarbeitenden Demgegenüber betonte Heini Bührer (SVP), er könne nicht verstehen, was andere «für ein Problem mit dem Heim haben». Seine Mutter werde im Seniorenzentrum «super betreut und bekocht», wofür er sich bei den betreffenden Mitarbeitenden bedanken möchte. Auch Interpellant Passafaro bestätigte, dass der Einsatz der Mitarbeitenden zum Wohle der Bewohnerinnen und Bewohner in der Tat höchst verdankenswert sei. Auf Anfrage von Martin Müller (SVP) erklärte Gemeinderat Adrian Ehrat (FDP), man habe nach der ersten Bauetappe die Abnahme des Parkettbodens verweigert, weshalb nun, mehrheitlich als Garantiearbeit, nachgebessert werden müsse. Die letzten Beiträge: Einwohnerratsbericht Schaffhauser Nachrichten Interview mit Philippe Brühlmann (SN) Kevin Brühlmann in der az (zweiter Artikel)
SP reicht Interpellation zum Altersheim ein
30. März 2019. Eine Einwohnerratssitzung ohne Thematisierung des neuen Altersheims? Inzwischen eine Rarität in Thayngen. Diesmal ging es um das Personalmanagement. Seit 2016 gerät das Zentrum immer wieder wegen personeller Fragen in die Kritik. Die SP will es nun genau wissen. Andreas Grossmann, Schaffhauser Nachrichten THAYNGEN. Angesichts der hoch emotional geführten Debatte um das neue Seniorenzentrum treten die restlichen Ratsgeschäfte meist etwas in den Hintergrund. Obwohl: Diesmal hielt man sich zurück. Die Spannung im Raum war freilich spürbar, als die Einwohnerratssitzung vom Donnerstagabend im dritten Traktandum auf das umstrittene Thema zusteuerte. Reglement und Leistungsauftrag des Heims standen zur Debatte – zum wiederholten Male. Als der Gemeinderat die beiden Geschäfte dem Einwohnerrat im Dezember 2018 erstmals vorlegte, wurden sie richtiggehend zerpflückt. Vornehmlich aus redaktionellen Gründen. Man störte sich an Stilistik und Begrifflichkeit. Zu unsorgfältig formuliert, formell zu widersprüchlich, lautete der Vorwurf. Einer der Punkte, die dazu führten, dass sowohl Reglement als auch Leistungsauftrag damals lediglich als erste Lesung behandelt wurden, betraf die Bezeichnung des Altersheims selbst. Wie soll es denn nun heissen? «Seniorenzentrum im Reiat», «Seniorenzentrum Im Reiat» (SIR) oder doch schlicht «Seniorenzentrum Reiat», wie es Karin Germann (SVP) vorschlug? Und müsste der Heimleiter dann nicht konsequenterweise Zentrumsleiter genannt werden? Der Leistungsauftrag und das Reglement wurden seitenweise durchgegangen und mühsam auf formelle Unzulänglichkeiten hin korrigiert. Einstimmiges DurchwinkenNun stand also der zweite Durchlauf an. Die vorgebrachten Änderungsvorschläge am Reglement seien grösstenteils umgesetzt und das Ganze der Kommission für Gesundheit und Alter nochmals vorgelegt worden, informierte der Gemeinderat. Es sei fast ausschliesslich um Begrifflichkeiten gegangen. Man habe zudem noch eine Haftungsbestimmung ergänzt, die bisher nur in den Heimverträgen erwähnt worden war. Hierbei geht es um das private Mobiliar und die Wertgegenstände der Bewohner. Der Einwohnerrat ging das Dokument seitenweise durch und genehmigte es schliesslich einstimmig. «Die erste Lesung habe sich gelohnt», meinte Gemeindepräsident Philippe Brühlmann (SVP) auch beim zweiten Geschäft, dem Leistungsauftrag. Er gilt für das Seniorenzentrum und die Spitex. Auch hier wurden die Änderungen übernommen. Anpassungen bei den Leistungen waren keine nötig. Das Kantonale Gesundheitsamt prüfte sowohl Leistungsauftrag als auch Reglement und bestätigte die Gesetzeskonformität. Der Einwohnerrat winkte den Leistungsauftrag diesmal einstimmig durch. Spitex-Reglement separat behandeltDie Revision im stationären Bereich gehe mit derjenigen im ambulanten Bereich einher, erklärte Brühlmann. Deshalb stand an diesem Abend auch die Teilrevision des Spitex-Reglements auf der Traktandenliste. Doris Brügel (Grüne Partei) störte sich auf der ersten Seite am Begriff «Behinderte». Sie schlug «Menschen mit Beeinträchtigung» vor. Schliesslich einigte man sich auf «Handicapierte», und das Reglement wurde einstimmig abgesegnet. Interpellation eingereicht«Die Gerüchteküche brodelt. Es ist nicht immer einfach, die Spreu vom Weizen zu trennen», so Einwohnerratspräsidentin Nicole Stump (FDP) zum nächsten Themenpunkt. Es ging um die Interpellation der SP – wie könnte es anders sein – zum Seniorenzentrum. Natürlich sei man stolz auf das neue Heim, und nach den vielen Diskussionen der letzten Jahre hätten auch sie das Thema gerne ad acta gelegt, so der Sprecher der SP-Fraktion, Marco Passafaro. Gleichwohl müsse man die Fluktuation im Altersheim, wenn die Zahlen in den Medien denn stimmten, als aussergewöhnlich hoch bezeichnen. Damit seien persönliche Schicksale der Mitarbeiter, aber auch der Heimbewohner verbunden. Eine konstante Betreuungssituation im Alter sei zentral. «Generell scheint mir der Gemeinderat die Diskussion eher aktiv unterbinden, als offen führen zu wollen.» Er als Einwohnerrats- und GPK-Mitglied wundere sich, dass er gewisse Dinge erstmals aus den Medien erfahre. Manuela Heller (EDU) unterstützte das Anliegen mit Nachdruck. Betroffene Mitarbeiter würden sich ihr seit Ende 2017 anvertrauen. «Man berichtete mir von flächendeckenden ungenügenden Beurteilungen – mitten in der Bauphase, wo die Heimangestellten aufgrund der Ausnahmesituation eigentlich eine besondere Wertschätzung verdient hätten.» «Ich verstehe wirklich nicht, was die SP und Manuela für ein Problem mit dem Heim haben», erwiderte Heinrich Bührer (SVP) energisch. «Aus erster Hand weiss ich, dass Bewohner dort super betreut und bekocht werden. Ich war in letzter Zeit oft im Heim zu Besuch und habe viele, die sich beklagen, nie angetroffen – den kritisierten Gemeindepräsidenten hingegen mehrmals.» Das empfand Passafaro wiederum als Stimmungsmache. «Die Zahlen sprechen für sich: Wenn sie stimmen, würde das in keinem Unternehmen langfristig toleriert.» Der zuständige Referent Philippe Brühlmann nahm die Interpellation weitgehend kommentarlos entgegen. Als Passafaro aber von «widrigen Bedingungen» für die Mitarbeiter sprach, konnte er sich eine deutliche Replik nicht verkneifen. «Ordnungsruf! Solche Worte akzeptiere ich nicht, ausser sie werden hier und jetzt begründet. Irgendwo hat es Grenzen. Einwohnerräte sprechen in den Medien von Zuständen im Heim. Welche Zustände?» Generell drohte die Stimmung am Donnerstagabend immer mal wieder zu kippen. Die Positionen zum derzeitigen Lieblings-Zankapfel der Thaynger scheinen verhärtet. Wird die Beantwortung der Interpellation tatsächlich die erhoffte Transparenz und das verlorene Vertrauen zurückbringen oder den politischen Streit erst recht eskalieren lassen? Kasten: 8 FragenAcht Fragen beinhaltet die Interpellation der SP: «Altersheim Thayngen – wie weiter?». Es geht darin vornehmlich um den Personalbestand seit August 2016. Damals wurde Stefan Dennler neuer Heimleiter. Die SP will wissen: Wie viele Mitarbeiter haben gekündigt, wurden pensioniert oder freigestellt? Wie reagiert der Gemeinderat auf die hohe Fluktuation? Kennt er alle Personalentscheide? Und was brachte eigentlich die Mediation zwischen Kader und Angestellten? Kasten: Aktivierungsgrenze für Investitionen wurde gutgeheissenDas totalrevidierte Finanzhaushaltsgesetz und die Finanzhaushaltsverordnung wurden im Kanton Schaffhausen auf Beginn des Jahres 2018 in Kraft gesetzt. Die Gemeinden müssen ihr Rechnungswesen innerhalb von zwei Jahren, das heisst bis zum 1. Januar 2020, anpassen. In Thayngen soll das Budget 2020 erstmals nach den Grundsätzen von HRM2 erstellt werden. Hierfür musste die Legislative aber noch zwei Beschlüsse fassen. Zum einen ging es um die Aktivierungsgrenze für Investitionen. Beim Kanton liegt sie bei 200 000 Franken, in den Gemeinden entscheiden Einwohnerrat und Gemeindeversammlung. Die Grenze darf allerdings nicht unter 25 000 Franken zu liegen kommen. «Der Gemeinderat schlägt übereinstimmend mit den Empfehlungen des Kantons eine Aktivierungsgrenze von 50 000 Franken vor. Analog zu vergleichbar grossen Gemeinden wie Beringen», so Finanzreferent Rainer Stamm. Direkt damit verbunden ist die Wesentlichkeitsgrenze für Rückstellungen. Sie wird der Aktivierungsgrenze gleichgesetzt. Rückstellungen, die über 50 000 Franken liegen, müssen damit automatisch aktiviert werden, wie Stamm erklärte. Im Einwohnerrat war man sich einig, dass eine tiefere Aktivierungsgrenze wohl keinen
Seniorenzentrum im Reiat: SN-Interview mit dem Gemeindepräsidenten
«Es muss endlich Ruhe einkehren». Offiziell eingeweiht ist das neue Altersheim in Thayngen noch nicht. Freude über den Abschluss des Megaprojekts will im Dorf ohnehin nicht so richtig aufkommen. Es bleibt ein politischer Zankapfel. Gemeindepräsident Philippe Brühlmann bezieht Stellung. Interview Andreas Grossmann, Schaffhauser Nachrichten. Im Gespräch mit den «Schaffhauser Nachrichten» geht Philippe Brühlmann als Gemeindepräsident und zuständiger Referent auf die Kontroversen rund um das neue Seniorenzentrum in Thayngen ein. Heimleiter Stefan Dennler, immer wieder im Fokus der Anschuldigungen, wollte sich trotz mehrmaliger Anfrage nicht zum Thema äussern. 190305 SN Seniorenzentrum Interview Brühlmann Herr Brühlmann, der neue Heimleiter, Stefan Dennler, übernahm 2016 ein Heim, das in dem ein Jahr zuvor durchgeführten Curaviva-Audit schlecht abgeschnitten hatte. Trotzdem kamen die nachfolgenden Umstrukturierungen scheinbar bei vielen Mitarbeitern schlecht an. Weshalb? Philippe Brühlmann: Tatsächlich wurde der Betrieb in hohem Tempo umgebaut, nachdem Herr Dennler das Heim übernommen hatte. Dies aufgrund unseres Auftrags und der grossen Erfahrung des neuen Heimleiters. Er hat der zuständigen Kommission unzählige Konzepte vorgelegt, die sie zur Kenntnis nahm, und anschliessend in den Betrieb eingebracht. Das war angesichts des höchst problematischen Curaviva-Berichts auch nötig. Rückblickend muss ich selbstkritisch sagen, dass gewisse Dinge möglicherweise etwas schnell gegangen sind und sich einige, gerade ältere Mitarbeiter, von diesem Vorgehen überrannt gefühlt haben. Ängste kamen auf. Immer wieder genannt werden die Beurteilungsgespräche der Mitarbeiter. Diese wurden offenbar teilweise als ungerecht empfunden. Wurde die Erfahrung langjähriger Mitarbeiter in diesen Beurteilungen zu gering gewichtet? Brühlmann: Eine wichtige Komponente, ob sich jemand im Betrieb wertgeschätzt fühlt, ist der Lohn. Lohnerhöhungen hängen mit der Leistungsbeurteilung zusammen. Es ist nicht wie früher, als es einfach einen Stufenanstieg im Alter gab. Fakt ist, dass jüngere Mitarbeiter von der verwendeten Beurteilungsmatrix meist etwas mehr profitieren als ältere. In unseren Beurteilungskriterien folgen wir aber 1:1 dem Kanton. Die Kader wurden entsprechend geschult. Es ist sicher sinnvoll, die Kriterien immer wieder zu überdenken, was derzeit auf kantonaler Ebene geschieht. Wenn wir wissen, wie der Kanton sein Zielvereinbarungs- und Leistungssystem anpasst, ziehen wir nach. Es ist aber eine Illusion, dass man es mit einer Beurteilung allen Mitarbeitern recht machen kann. Und: In den erwähnten Beurteilungsgesprächen von 2018 hatten wir insgesamt einen guten Schnitt. Fakt ist dennoch, dass im Altersheim eine Unzufriedenheit unter den Mitarbeitern herrscht. Die Kündigungsrate aufseiten der Arbeitnehmer ist mit 49 Abgängen seit August 2016 überdurchschnittlich. Zwei weiteren Mitarbeitern musste gekündigt werden. Worin liegt der Grund für diese Unzufriedenheit? Brühlmann: Es stimmt, wir haben überdurchschnittlich viele, auch langjährige Mitarbeiter verloren, und wahrscheinlich werden in Zukunft leider noch mehr dazukommen. Das ist nicht schönzureden. Der Ruf ist angeschlagen. Wenn sich jemand bei uns bewerben will und die vielen Kündigungen sieht, überlegt er es sich zweimal. Das ist schade, weil der Grund für die Kündigungswelle nicht nur im Operativen liegt. Hier hat, wie gesagt, eventuell das hohe Tempo zu Unsicherheiten geführt. Inzwischen ist das Seniorenzentrum aber vor allem ein politischer Zankapfel. Man muss es ganz klar sagen: Gewisse politische Exponenten in ausgewählten Gremien haben sich «Robin-Hood-mässig» in personelle Angelegenheiten eingemischt und die Führungsautorität im Operativen bewusst untergraben. Das entfachte den Flächenbrand erst richtig. Hinzu kommt eine Berichterstattung von aussen, welche die Übergangsschwierigkeiten im Heim, die durch die notwendige Umstrukturierung entstanden, nochmals extrem hervorgehoben und aufgeblasen hat. Seit dem Bericht Altersheim zur Unruhe in der Schaffhauser AZ im April letzten Jahres ist es für uns tatsächlich sehr schwierig geworden, geeignetes Personal zu finden. Wir mussten auf Temporäre ausweichen. Damit entsteht ein Teufelskreis: Je mehr wir von aussen – politisch motiviert – torpediert werden, umso schwieriger wird es für uns, fähiges Personal nach Thayngen zu holen und Ruhe zu schaffen unter den vielen neuen Mitarbeitern. Viele politische Vertreter, die das alte System vor Dennler aufgebaut und mitgetragen haben, stützen es nun und kämpften erbittert gegen die notwendigen Massnahmen, um die Institution auf einen modernen Stand zu bringen. Letztes Jahr sagte ich dem Einwohnerrat: Gründet eine PUK. Es kam keine, weil damit die früheren Handlungen aufgedeckt und die heutigen Akteure rehabilitiert worden wären. Tatsächlich gestaltet sich der politische Prozess rund um das Altersheim extrem zäh. An der Einwohnerratssitzung im Dezember gab es erneut eine Schelte an den Gemeinderat: Weder den Leistungsauf-trag noch das Reglement winkte man durch. Der Vorwurf: zu unsorgfältig ausgearbeitet. Es gibt gar das Gerücht, Sie hätten kein Interesse, die Finanzen in den Griff zu bekommen, da Sie das Heim sowieso lieber teilprivatisieren würden? Brühlmann: Tatsächlich ist politisch inzwischen leider nichts mehr einfach im Zusammenhang mit dem Seniorenzentrum. Persönlich finde ich eine Teilprivatisierung, etwa mit der Gemeinde als Mehrheitsaktionärin, zumindest prüfenswert. Es gibt in der Schweiz viele erfolgreiche Beispiele. Der Vorwurf ist aber selbstverständlich kompletter Blödsinn. Zudem kommt das Defizit, von dem jetzt wieder so viel gesprochen wird, keineswegs aus heiterem Himmel. Dass das Minus im letzten Baujahr eine Million überschreiten könnte, haben wir bereits 2016 in der Planerfolgsrechnung vorausgesagt. Die GPK war involviert. Das sind keine Neuigkeiten. Budgetiert war für 2018 letztlich ein Defizit von 900 000 Franken, das stimmt. Noch ein Punkt zur Einwohnerratssitzung vom Dezember 2018 und für alle zur Info: Es gibt eine unabhängige Beschwerdestelle für das Alter, die für Zürich und Schaffhausen zuständig ist. Die Adresse findet sich auf der Gemeindeseite. Es gibt Gerüchte zu einer Bevorteilung durch familiäre Banden innerhalb der Pflege. Haben Sie davon Kenntnis? Brühlmann: Ja, das Thema ist mir bekannt. Es wurden bereits Gespräche dazu geführt, auch an der Mediation. Abschliessende Worte? Brühlmann: Wir sollten doch bitte alle endlich etwas mehr Freude an unserem neuen Seniorenzentrum haben. Es ist bei Weitem nicht so schlecht wie dargestellt, im Gegenteil. Wir müssen jetzt dafür sorgen, dass Ruhe in den Betrieb kommt. Das hilft den Mitarbeitern und den Bewohnern am meisten, welche die Leidtragenden der negativreisserischen Berichterstattungen sind. Danke für das Gespräch. Zitat: «Die Reputation des neuen Heims als Arbeitsplatz wurde durch die ganzen Kontroversen stark in Mitleidenschaft gezogen.» Randspalte: 2015 hat man mit dem Bau des neuen Heims begonnen. In der Folge stand das Projekt politisch immer wieder in der Kritik. Zunächst wegen der Kosten, die deutlich höher zu liegen kamen als geplant. Danach wegen der neuen Führung. Im August
schaffhauser az: Grosses Minus im Altersheim
KRISE Die Lage im Altersheim Thayngen spitzt sich zu: unzählige Abgänge, ein externer Mediator, tiefe Auslastung – und nun springt auch noch Dörflingen als Vertragsgemeinde ab. Es droht ein grosses Defizit. Kevin Brühlmann 190228 SHAZ Seniorenzentrum im Reiat Mitte Dezember 2018 war das Alterswohnheim Thayngen fertig umgebaut. Nach mühsamen zweieinhalb Jahren Bauzeit kehrte endlich wieder der ruhige Alltag ein für die Bewohnerinnen und Bewohner. Nun stehen bloss noch ein paar Gartenarbeiten an. Anders sieht es auf politischer Ebene aus. Wenn der Thaynger Gemeinderat in einigen Wochen seine Rechnung des letzten Jahres präsentieren wird, dürften viele erschrecken. Der Jahresabschluss des Altersheims wird nämlich ein grosses Loch in die Gemeindekasse reissen. Bereits beim Erstellen des Budgets fürs Jahr 2018 rechnete man mit einem Minus von 900 000 Franken. Dieses Defizit wird sich gemäss Recherchen der AZ noch um einige Hunderttausend Franken vergrössern. Dafür gibt es mehrere Gründe. Die Abgänge Im August 2016 kam ein neuer Heimleiter nach Thayngen, worauf die personellen Abgänge stark zunahmen (siehe AZ vom 29. März 2018). Diverse Personen sprachen von einem «Klima der Angst» und von «Kontrollwahn». Und die Kündigungswelle hält nach wie vor an. Zwischen jenem August 2016 und Ende Januar 2019 verliessen insgesamt 51 Angestellte den Betrieb, wie Gemeindepräsident Philippe Brühlmann (SVP) bestätigt, der für das Altersheim verantwortlich ist. Das heisst: In den zweieinhalb Jahren unter dem neuen Heimleiter lief die Hälfte der insgesamt 100 Angestellten davon. Zuletzt hat auch der Leiter der Gastronomie das Handtuch geworfen. Er hatte seine Stelle erst im Herbst 2017 angetreten. Allein im Januar 2019 haben fünf Angestellte gekündigt. Zum Vergleich: Ein Altersheim in der Stadt Schaffhausen, wo 150 Angestellte arbeiten, verzeichnete im Jahr 2018 genau sieben Abgänge. Vor Kurzem wurde ein externer Mediator beigezogen, der das angespannte Verhältnis zwischen Heimleiter, Gesundheitskommission und Personal beruhigen sollte. Allerdings: Bei der Aussprache des Personals war auch der Heimleiter anwesend, womit die Mediation, wie es ein Beteiligter gegenüber der AZ ausdrückt, «für die Katz» gewesen sei. Die hohe Fluktuation schlägt sich in den Kosten nieder. Einerseits gab es diverse Frühpensionierungen und mindestens eine Freistellung, andererseits braucht es für die Einarbeitung eine doppelte Belegung. Leere Betten Stark ins Gewicht fallen die vielen leeren Betten. Gegenwärtig sind nur 69 der insgesamt 83 Plätze belegt, also 83 Prozent. Fachleute schlagen jedoch einen Wert von 95 Prozent vor. Vereinfacht gesagt, gilt die Rechnung: Ein leeres Bett kostet Thayngen 1000 Franken pro Monat. Gemeindepräsident Brühlmann beschwichtigt: Mit 69 Leuten habe man nur zwei weniger als budgetiert. In Sachen Belegung kommt noch ein weiterer Punkt dazu: Per Ende 2019 hat die Gemeinde Dörflingen, die kein eigenes Altersheim hat, die Partnerschaft mit Thayngen gekündigt. Der Vertrag beinhaltete eine Art Kontingent von älteren Dörflingerinnen und Dörflingern, die ins Altersheim Thayngen ziehen; für gewöhnlich waren es um die drei Personen. Diese fallen nun grösstenteils weg. «Die Altersheimwahl hat sich geöffnet», sagt Dörflingens Gemeindepräsident Pentti Aellig (SVP). «Die Leute wollen selber entscheiden, wohin sie gehen.» «Das Problem ist politischer Natur» In Thayngens Einwohnerrat gibt man sich vorsichtig, was Kritik am Altersheim angeht. Anders Richard Bührer von der SP, der vor Kurzem aus dem Kantonsrat zurückgetreten ist. «Ein Altersheim in unseren Zeiten sollte selbsttragend sein», sagt Bührer. «Dass unseres nun ein Finanzproblem hat, ist politischer Natur: Der Gemeinderat vernachlässigt seine Aufsichtspflicht. Das Heim muss endlich effizient geführt werden.» Altersheim zur Unruhe Sammelartikel
Baukultur ist ein wesentlicher Bestandteil der Wohnqualität
Welche Liegenschaften in Thayngen sind aus der Sicht des Heimatschutzes besonders interessant und warum? Der Schaffhauser Heimatschutz hat sich nach Neuhausen am Rheinfall und Stein am Rhein intensiv mit Thayngen und seinen Ortsteilen befasst – und dabei vor allem eines festgestellt: Ein Flyer reicht eigentlich nicht aus, um unserer Baukultur gerecht zu werden. Lesen Sie dazu die Berichterstattung im “Thaynger Anzeiger”. Schweizweite Werbung für die Baukultur der Gemeinde In einer Faltblattreihe des Schweizer Heimatschutzes werden besondere Baudenkmäler vorgestellt. Das neueste Exemplar ist Thayngen und dem Unteren Reiat gewidmet. Letzte Woche war im «Sternen» Vernissage. Vincent Fluck. Die Schaffhauser Heimatschutz-Präsidentin Katharina Müller und Autor Pierre Néma mit dem Faltblatt «Thayngen und der Untere Reiat». Bild: vf 181023 THA Flyer Heimatschutz THAYNGEN Wer die Schweiz bereist und sich für Baudenkmäler interessiert, findet bei der Vereinigung Schweizer Heimatschutz einen guten Überblick. Bisher sind Dutzende von Faltblättern erschienen, die unter dem Titel «Baukultur entdecken» verschiedene Regionen der Schweiz abbilden. Die 43. Ausgabe ist letzte Woche druckfrisch ausgeliefert worden und ist Thayngen und seinen Ortsteilen gewidmet. Die Arbeit für dieses Faltblatt hat die Schaffhauser Heimatschutz-Sektion geleistet, insbesondere deren Vorstandsmitglied Pierre Néma. Der Schaffhauser Architekt begann vor rund einem Jahr mit den Recherchen und war, da er auch die Fotos beisteuerte, wiederholt vor Ort. Grösste Herausforderung sei der beschränkte Platz im Faltblatt gewesen, da der Seitenumfang und die Gestaltung vom Schweizer Dachverband vorgegeben ist. «Man muss sich genau überlegen, was man hineinnimmt», sagte Néma am Donnerstagabend anlässlich der Faltblatt-Vernissage im Kulturzentrum Sternen. So konnte er nur einen Teil der hiesigen Baudenkmäler berücksichtigen – das Schloss und die Zementi, um zwei Beispiele zu nennen, fielen aus der engeren Auswahl wieder heraus. Auch zu den auserkorenen Gebäuden war nur Platz für ein paar wenige Sätze. «Das ist unheimlich wenig und wird den Gebäuden fast nicht gerecht», sagte Néma. Tragisch sei dies aber nicht, denn in erster Linie solle das Faltblatt auswärtigen Besuchern einen Überblick geben. Und wer mehr wissen wolle, finde im Internet eine Fülle von weitergehenden Informationen. Auch drei Schulhäuser sind drin Auf der einen Seite des Faltblatts, das von der Druckerei Augustin hergestellt wurde, ist je ein Baudenkmal der vier Ortsteile im Unteren Reiat und von Barzheim wiedergegeben. Auch der Friedhof Opfertshofen bekam einen Eintrag, nicht wegen seiner baulichen Qualitäten, sondern wegen des beeindruckenden Ausblicks in die Hegaulandschaft. Auf der anderen Seite des Faltblatts sind Thaynger Gebäude abgebildet. Darunter sind die ehemaligen Gasthäuser Hirzen, Rebstock und Sternen sowie einige Industriebauten, darunter zwei Knorri-Gebäude. Überraschend haben auch die Schulhäuser Recken, Hammen und Reiat einen Eintrag erhalten. Zum Schulhaus Hammen schreibt der Autor, dass durch die terrassierte Anordnung des Gebäudekörpers ein übermässiges Bauvolumen vermieden wurde. Eine Erwähnung findet auch das erst kürzlich fertiggestellte Gebäude von WeinStamm. Der Autor schreibt, dass die Weinkellerei durch Qualität «aus dem Allerlei» der Industriezone hervorsteche. Ein Podest für die Gemeinde An der Vernissage, die von etwa zwei Dutzend Personen besucht war, sprach auch Gemeindepräsident Philippe Brühlmann. «Ich bin stolz, dass unsere Region auf ein Podest gehoben wird», sagte er. Ebenso erinnerte er daran, dass schon vor 12 000 Jahren die Rentierjäger des Kesslerlochs die Lebensqualität der Region erkannt hatten. Zu Wort meldete sich auch Katharina Müller, die ehemalige Kantonsbaumeisterin und heutige Präsidentin von Heimatschutz Schaffhausen. Sie dankte Pierre Néma für sein Engagement, das zum grossen Teil ehrenamtlich war. Gedankt wurde auch Bob Spichiger von Reiat Tourismus. Er war beratend zur Seite gestanden. Weitere Faltblätter in Arbeit Ursprünglich wollte Pierre Néma auch die Sehenswürdigkeiten des Oberen Reiats ins Faltblatt nehmen. Wegen der bereits erwähnten Platznot wird der Obere Reiat mitsamt den Ortschaften Bargen, Dörflingen und Merishausen in einem späteren Faltblatt behandelt. Auch für den Klettgau und für die Stadt Schaffhausen ist je ein Faltblatt in Vorbereitung. Bis die drei Faltblätter fertig seien, werde es wohl noch zwei bis drei Jahre dauern, sagte Néma. Das Thaynger Faltblatt ist das zweite, bei dem er die Federführung hatte. Das erste war Nummer 41, es widmete sich den Neuhauser Baudenkmälern und wurde vor einem Jahr veröffentlicht. (vf ) Das Heimatschutz-Faltblatt «Thayngen und der Untere Reiat» kann bei Heimatschutz Schaffhausen bestellt werden und kostet für Nichtmitglieder 2 Franken: www.heimatschutz-sh.ch.
Grossbrand in Altdorf. Auch wir machen uns Sorgen
In der Nacht auf Mittwoch, 5. September 2018, erreignete sich in einer Recyclinganlage in der Nähe einer Wohnzone ein Grossbrand. Bei den Mitgliedern des Vereins Wohnqualität Thayngen entsteht ein mulmiges Gefühl, auch wenn es sich nicht um Altdorf (Thayngen), sondern um Altdorf Uri handelt. Wir zitieren – ohne weitere Kommentare – die Online-Ausgabe der Luzerner Zeitung: Aus rechtlichen Gründen veröffentlichen wir keine Bilder, da wir nicht über die entsprechenden Rechte verfügen. Man findet aber Bilder und Videos in den am Schlusse des Berichts angegebenen Links der Luzerner Zeitung und der Limmattaler Zeitung. Grossbrand in Altdorf fordert vier Verletzte – Schaden geht in die Millionen Eine Recyclinghalle in Altdorf ist in der Nacht auf Mittwoch bis auf die Grundmauern abgebrannt. Vier Personen wurden verletzt. Es ist ein Sachschaden in Millionenhöhe entstanden. Der Brand brach nach Angaben der Kantonspolizei Uri am Mittwochmorgen kurz vor 1.30 Uhr aus. «Ein Mitarbeiter der SBB Cargo stellte eine starke Rauchentwicklung in einer Recycling-Halle der Paul Baldini AG an der Reussackerstrasse in Altdorf fest und meldete dies der Polizei», sagt Reto Pfister, Kommandant der Kantonspolizei Uri, auf Anfrage. Umgehend rückten Feuerwehr und Polizei aus. Als sie vor Ort eintrafen, stand die Halle auf einer Länge von 70 Metern in Vollbrand. In der Halle werden laut Pfister vor allem Plastik- und Metallteile gelagert. Die Feuerwehr brachte den Brand schnell unter Kontrolle und verhinderte so ein Übergreifen auf die umliegenden Gebäude. Dennoch brannte die Halle bis auf die Grundmauern nieder. Es entstand ein Sachschaden in Millionenhöhe. Die gewaltige Rauchsäule zog nordwärts Richtung Urnersee. Am Mittwochmorgen war im Raum Brunnen denn auch prompt ein leichter Rauchgeschmack wahrnehmbar. Vier polnische Arbeiter verletzt «Vier polnische Arbeiter, die sich aufgrund der Aufbauarbeiten eines Riesenrades für die Gewerbeschau Uri 18 in einem Wohnwagen in unmittelbarer Nähe der Halle befanden, wurden verletzt», sagt Pfister. Sie mussten wegen Verdachts auf Rauchgasvergiftung ins Kantonsspital Uri eingeliefert werden. Sie konnten das Spital am Mittwochmorgen wieder verlassen. «Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es keine Anhaltspunkte, dass sich Personen im Gebäude befanden», schreibt die Urner Polizei. Aus einem nahestehenden Mehrfamilienhaus wurden vorsorglich 13 Personen vorübergehend evakuiert. Sie konnten bereits wieder in ihre Wohnungen zurückkehren. Die Kantonspolizei Uri hält fest: «Für die Umwelt besteht keine Gefahr.» Herausfordernd war bei diesem Grosseinsatz die Löschwasserversorgung. Pfister: «Das Wasser kam zum Teil aus dem Hydrantennetz, zum Teil wurde das Wasser dank vorverlegten Rohren über die Autobahn aus der Reuss zum Brandplatz gepumpt». Das Hydrantennetz war am Anschlag. Der Lösch- und Rettungszug der SBB lieferte Löschwasser von den Schienen aus. Die Kantonspolizei Uri hat die Ermittlungen zur Klärung der Brandursache eingeleitet. Die Industriestrasse zwischen der Seedorferbrücke und dem Kreisel Wysshus West blieb vorerst gesperrt, ist jetzt aber wieder befahrbar. Die Reussackerstrasse bleibt voraussichtlich bis am Mittag gesperrt. Ausgerückt waren die Feuerwehren Altdorf und Stans, die Chemiewehr Uri und der Löschzug der SBB mit insgesamt rund 100 Personen, die Rettungsdienste Uri, Nidwalden, Schwyz und Seetal und die Kantonspolizei Uri. Zum ganzen Bericht mit Bildern https://www.luzernerzeitung.ch/zentralschweiz/uri/recyclinghalle-in-altdorf-bis-auf-grundmauern-abgebrannt-ld.1050645 Artikel Limmattaler Zeitung https://www.limmattalerzeitung.ch/schweiz/recycling-und-sporthalle-in-altdorf-bis-auf-grundmauern-abgebrannt-133074326